Firat Yurdakul (rechts) neben Lucia Schanbacher – im Stuttgarter Westen wurden gezielt Plakate zerstört, die den 18-jährigen SPD-Politiker zeigen. Foto: Jusos Stuttgart

Firat Yurdakul ist mit 18 Jahren der jüngste Bewerber für einen Sitz im Stuttgarter Gemeinderat überhaupt. In Stuttgart-West zerstören Unbekannte offenbar gezielt die Plakate des Mannes mit kurdischen Wurzeln. Die Polizei ermittelt.

Stuttgart - Firat Yurdakul trägt eine Zielscheibe auf der Stirn. Zumindest könnte das meinen, wer die besondere Art des Vandalismus an Wahlplakaten beobachtet, wie sie laut Polizei seit etwa zwei Wochen im Stuttgarter Westen betrieben wird. Rund 20 Plakate, die den 18-jährigen SPD-Kandidaten mit kurdischen Wurzeln für den Stuttgarter Gemeinderat zeigen, wurden demnach gezielt zerstört. Heruntergerissen, Plakaten, die Gruppenbilder zeigen, haben Unbekannte Yurdakul die Augen ausgestochen. Andere Plakate, auch von der SPD, wurden nicht in dem Ausmaß angerührt.

Was dahinter stecken könnte, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Firat Yurdakul, in Stuttgart geboren, frischgebackener Abiturient, seit 2016 gesamtstädtischer Stuttgarter Jugendratssprecher und jetzt auf dem nicht ganz so aussichtsreichen 25. Listenplatz bei der Kommunalwahl am 26. Mai hat Strafanzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Er hängt die heruntergerissenen Plakate in seinem Stadtbezirk immer wieder auf.

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen

„Die Polizei hat zu mir gesagt, dass es sich um einen fremdenfeindlichen Hintergrund oder rechten türkischen Hintergrund handeln könnte, da man auf den Plakaten das alevitische Schwert an meiner Halskette sichtbar ist“, sagt Yurdakul auf Anfrage unserer Zeitung. Selbst spekulieren will er nicht, aus welcher Ecke die Täter kommen könnten.

Das Polizeipräsidium Stuttgart bestätigt, dass am 6. Mai eine Strafanzeige eingegangen ist. Es werde in alle Richtungen ermittelt und auch Fingerabdrücke überprüft, die an den zerstörten Plakaten gefunden wurden. Sie bestätigt, dass von anderen Plakaten in dem Zeitraum im Stuttgarter Westen keine Zerstörungen bekannt sind.

Die Jusos in Stuttgart haben sich auf Facebook geschlossen hinter Yurdakul gestellt und Fotos veröffentlicht, die die zerstörten Plakate zeigen. „In jedem Wahlkampf werden einige wenige Plakate von allen Parteien zerstört. Das ist zwar echt ärgerlich, weil viel ehrenamtliche Arbeit und Geld in die Konzeptionierung, die Gestaltung und das Aufhängen geflossen ist, aber wir halten das aus“, heißt es dort.

Der Täter sei ein „jämmerlicher Feigling“

„Wenn aber Plakate offensichtlich und explizit so zerstört werden, dass sich die Aktion alleine gegen eine einzelne Person von uns richtet, dann werden wir dazu nicht schweigen.“ Die Person, die diese Aktion betreibe, sei ein „jämmerlicher Feigling, der offensichtlich nicht damit klarkommt, dass Firat ein begabter Kommunalpolitiker mit klarer Haltung ist.“

Firat Yudakul gibt sich unbeeindruckt von den Sachbeschädigungen. „Mich motiviert das, weiterzumachen“, sagt er. Angst habe er trotz den offenbar gezielten Attacken gegen seine Person nicht verspürt.