Laute Töne sind in aller Regel nur auf der E-Gitarre Stefan Horns Ding. Foto: Horst Rudel

Stefan Horn hat ein Optikergeschäft, ist Familienvater, sitzt im Göppinger Gemeinderat und spielt Gitarre. Das macht er am liebsten zusammen mit seinen Kumpels – in der Melodic-Death-Metal-Band Behind the Scenery.

Göppingen - Vorurteile gibt es viele, wenn es um Metal-Musiker und deren Fans geht: langhaarig, ungepflegt, schwarze Lederkluft, tätowiert, gepierct, dauersaufend, gewaltverherrlichend. „Klischees eben“, sagt Stefan Horn, der diesem Bild nicht einmal ansatzweise entspricht, Hard Rock im allgemeinen und den Metal-Sound im speziellen aber dennoch „geil“ findet. Und nicht nur das. Der 40-jährige Göppinger ist einer von zurzeit drei Gitarristen der Melodic-Death-Metal-Band Behind the Scenery.

Das mag manchen überraschen, der ihn zu kennen glaubt und sich an seinem sonstigen Tun orientiert. Stefan Horn ist verheiratet, hat zwei kleine Töchter und führt zusammen mit seiner Frau Janette ein Optikergeschäft in der Schulstraße, einen Familienbetrieb, den es seit 105 Jahren gibt. Der Diplomingenieur für Augenoptik ist Elternbeirat und obendrein kommunalpolitisch engagiert. Er saß im allerersten Jugendparlament der Hohenstaufenstadt und zog 1999 für die CDU in den „echten“ Gemeinderat ein.

Im Jahr 2010 verabschiedete er sich von den Christdemokraten und war einige Zeit lang Einzelstadtrat, ehe er mit zwei anderen Räten die Bürgerallianz Göppingen gründete. Es folgte eine Fusion mit der VUB zur Fraktion der Freien Wähler, die Horn 2016 ebenfalls verließ, um erneut als Einzelstadtrat zu fungieren. Ob es im nächsten Jahr bei der Kommunalwahl „auf eine Neues“ heißt, lässt er offen. „Falls ja, werde ich mich allerdings nach einer neuen Fraktion umschauen.“

Die Hard-Rock-Platten des Vaters als Auslöser

Während also die politische Laufbahn von Stefan Horn dem steten Wandel unterworfen war, hat sich an seinen musikalischen Vorlieben im Laufe der Jahre nicht viel verändert. Hardrock mochte er schon immer. Als Knirps hüpfte er nach dem Sound von Vaters Platten durch die Wohnung: Deep Purple, Black Sabbath, Led Zeppelin – und Metallica. Mit 15 Jahren fing er an Gitarre zu spielen. „Davon habe ich lange geträumt“, erinnert sich Horn.

Dann aber ging’s recht flott: Der Schulband-Zeit am Hohenstaufen-Gymnasium folgte der Schritt zu Behind the Scenery, getreu dem Motto „Junge Tenöre goes Metal“. Guntram Berger, Horns bester Kumpel, wurde Bassist der Band. Kurz darauf bestand Bedarf nach einem weiteren Gitarristen. Liebe auf den ersten Blick sieht indes anders aus. „Ich hab’ mir die Gruppe angehört und am Anfang war das für mich Lärm und Indianergeschrei“, erklärt er mit einem Grinsen. Doch weil ein bisschen Krach eben sein muss, weil Stefan Horn etliche melodische Nuancen und andere Facetten entdeckte, die ihm gefielen und er mit den anderen Bandmitgliedern gut zurecht kam, schloss er sich Behind the Scenery an. Die wilde Zeit, die nun hätte folgen können und die von Metalbands ja gemeinhin erwartet werde, sei so wild aber nicht gewesen, fährt der Göppinger fort. „Da war kein Rockergehabe,keine Kostümierungen und keine Saufgelage. Das hätte auch nicht zu uns gepasst, weil wir alle ziemlich geerdet waren“, betont Horn. Das zeigt sich im übrigen auch an den Jobs der Melodic-Death-Metal-Musiker, die heute unter anderem als Techniker, Ingenieur, Biologe oder eben als Optiker tätig sind.

Geburtstagsparty auf der Bühne

2007 haben sich Behind the Scenery schließlich aufgelöst. Und haben im vergangenen Jahr doch noch ein Comeback gestartet, allerdings nicht mehr im großen Stil. „Wir spielen, wenn’s bei allen passt und werden auch sicher keine CD mehr machen“, erklärt Stefan Horn. Von der Bühne lassen werde man aber auch nicht, fügt er hinzu. Just an diesem Samstag, an seinem 41. Geburtstag, tritt er mit seinen Kollegen wieder auf: in der Göppinger Krypta.

Lange Musiknacht in 20 Locations

An diesem Samstag steht Göppingen einmal mehr im Zeichen einer langen Musiknacht. Während das Konzert von Stahlmagen und Behind The Scenery in der Krypta im Stauferpark nicht zu diesem Veranstaltungsreigen gehört, spielen in der Innenstadt unter der Devise „Live Music pur“ 21 Bands in 20 verschiedenen Bars, Kneipen und anderen Locations. Dabei gilt, wie üblich, das Motto „Einmal bezahlen, überall dabei sein“, so dass sich die Besucher ihren individuellen Konzertplan zusammenstellen können. Egal ob Rock oder Pop, Blues oder Soul, Latin oder Reggae. Die Freunde handgemachter Musik kommen auf ihre Kosten.

Der Startschuss in den verschiedenen Locations der Göppinger Musiknacht fällt um 21 Uhr, wobei folgende Gruppen auftreten: Heinz und die Bembels mit waghalsigen Covers im „Andechser“; Creme Latina mit Bachata, Merengue und Salsa in der „Apothek“; Mother-of-Pearl mit Cover-Blues-Rock im „Café am Kornhausplatz“; Ralph Balou Wiedmann mit Songs querbeet im „Caffe Bozen“; Black Sheep mit Coversongs aus allen Genres im „Capone“; Mimmo & Friends in der City-Bar mit italo-internationalem Pop und Evergreens; Fast Lane im „City Pool“ mit 15 Musikern, die alles aus Rock, Soul und Blues covern; Soultrip im „Dolce“ mit Black-, Soul- und Pop-Coverhits; Stefan Sigge Sick im „Helmle“ mit Acoustic Guitar Music; Die Spieler im „Latinum“ mit lässigem Laid-Back-Soul; Harlem Express in „Mayers Lounge“ mit Jazzklassikern und Funky-Soul bis hin zu aktuellen HipHop- und Dancehits; Hookers & Covers im „Parker Jones“ mit modernen Rock Covers; Siggi Schwarz & Friends im „Prestige“ mit und authentischen, gitarrenlastigen Rocksongs ; Pack Men im „Rock Café“ mit Classic-, Blues- und Funkrock ; Herman Hill Band im „Schillers“ mit Rock, Blues und Soul; Joe Vox im „Stadtbesen“ mit einem Best of und Who is Who“ aus vierzig Jahren Musikhistorie; Ramrod mit italienischem Bluesrock und Run down Robot mit melodischem Stoner Rock in der Stadtkirche; Shaved Fish mit ihrer Mission to Rock im „Treff“; La Diri mit Acoustic-Covers im „Tresor“ und Orange Fuel mit abgefahrener Cover-Musik im „Writer´s Irish Pub“.

Vorverkauftickets gibt für 10 Euro in den verschiedenen Locations, im i-Punkt im Rathaus – und für 14 Euro an den Abendkassen.