Die Stadt, die Politiker und sogar die Clubbetreiber wünschen sich mehr Polizeipräsenz im Rotlichtviertel Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Fast 60 Jahre lang hat sich in Stuttgart eine Dienststelle um Probleme des horizontalen Gewerbes gekümmert. Die landesweit einzigartige Institution ist ab September nicht mehr eigenständig. Das wirft Fragen auf.

Stuttgart - Nach den Sommerferien wird es den Arbeitsbereich Prostitution der Stuttgarter Polizei nicht mehr geben. Dass sich die Stuttgarter Polizei fast sechs Jahrzehnte dem Thema mit einer gesonderten, personell recht gut ausgestatteten Einheit gewidmet hat, ist sicherlich einer der Faktoren, dass man die Auswüchse des Sexgewerbes hier besser in den Griff bekommen hat als in vielen anderen Großstädten der Republik.

Nun kommen die für das Fachgebiet zuständigen Beamten zurück in die Christophstraße, wieder nah ran ans Milieu. Dieses Mal wird die Gruppe aber nicht Teil eines anderen Bereichs, mit dem es Überschneidungen gibt, dieses Mal geht die Einheit auf im Kriminaldauerdienst. Man kennt das ja: Wenn Geld und Personal fehlen, dann muss eben jeder alles machen.

Nun ist es bisher schon nicht so gewesen, dass die zwölf im Bereich Prostitution tätigen Beamten sich nur damit befasst haben. Als man im Vorjahr mit viel Personaleinsatz den Straßenstrich im Leonhardsviertel zurückgedrängt hatte, hieß es: Das werde man künftig nicht mehr so können, dazu habe die Polizei zu viele andere, wachsende Aufgaben. Um in dem Bereich aber weiter erfolgreich zu sein, braucht es mehr als eine schnelle Eingreiftruppe, dazu gehört Kontinuität und Kontaktpflege zu allen Beteiligten.

Die Verantwortlichen der Polizei versprechen, dies sei gewährleistet. Zweifel sind angebracht. Veränderungen vollziehen sich oft schnell, Verschlechterungen eher schleichend. Man kann nur hoffen, dass das Versprechen, man werde die Schwerpunkte der Beamten beibehalten, nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.

mathias.bury@stzn.de