Besteck der Marke WMF wird künftig unter dem Dach der französischen SEB-Gruppe produziert. Foto: dpa

WMF wechselt erneut den Besitzer. Künftig gehört der Küchenausstatter aus Geislingen zur französischen SEB-Gruppe, der Mutter von Moulinex, Krups und Rowenta. Der strategische Investor könnte dem schwäbische Traditionsunternehmen gut tun, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - WMF kommt nicht zur Ruhe. Kaum vier Jahre ist es her, dass das Geislinger Unternehmen zuletzt den Besitzer gewechselt hat, da steht mit der französischen SEB-Gruppe schon wieder ein neuer Eigentümer vor der Tür. Der verkaufende Finanzinvestor KKR dürfte ein gutes Geschäft gemacht haben: Wurde WMF im Sommer 2012 noch mit 600 Millionen Euro bewertet, so legen die Franzosen nun etwa eine Milliarde Euro mehr auf den Tisch. Zwischenzeitlich hatte KKR allerdings auch einen hohen Betrag in ein Aktienrückkaufprogramm gesteckt, um das Unternehmen – eine der ältesten Aktiengesellschaftenin Baden-Württemberg, komplett zu übernehmen und in der Folge auch von der Börse zu nehmen.

WMF wird nicht zerschlagen, sondern als Ganzes verkauft

Auch für das schwäbische Traditionsunternehmen selbst muss der neuerliche Verkauf per se nichts Schlechtes bedeuten. WMF wird, anders als in den vergangenen Monaten spekuliert wurde, nicht zerschlagen und in Teilen weiterveräußert, sondern geht als Ganzes an einen strategischen Investor, der noch dazu über eine große Expertise bei Küchen- und Haushaltsgeräten verfügt. Die verschiedenen WMF-Marken reihen sich unter dem Dach des französischen Konzerns neben anderen, international bekannten Labels wie Krups, Moulinex, Tefal oder Rowenta ein.

Offen bleibt, ob die WMF-Belegschaft am Stammsitz in Geislingen und an den kleineren Standorten des Küchenausstatters weiter um ihre Jobs oder die Tarifbindung bangen muss. Eine verbindliche Zusage hat die Arbeitnehmerseite bisher noch nicht erhalten. Doch die neue Konzernmutter hat zumindest positive Signale in diese Richtung ausgesendet. Unter WMF-Chef Peter Feld hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren ein massives Spar- und Umbauprogrammgefahren und mittlerweile abgeschlossen. Für die Belegschaft waren sie schmerzhaft, aber sie haben den Konzern auch erst attraktiv für die milliardenschwere Übernahme gemacht.

Nun kommt ein neuer Eigentümer, mit neuen Vorstellungen, möglicherweise neuem Personal und ganz sicher mit dem Anspruch, durch die Übernahme Einsparpotenziale ausfindig zu machen und Kosten zu senken. Die Ankündigung von SEB, dass erst ab 2020 jährlich 40 Millionen Euro eingespart werden sollen, deuten allerdings darauf hin, dass die SEB einerseits eine langfristige Partnerschaft anstrebt, zum anderen aber auch weniger an der schnellen Rendite interessiert zu sein scheint als ihr Vorgänger. Daher sind die Aussichten, dass doch bald etwas Ruhe in Geislingen an der Steige einkehrt, vielleicht nicht so schlecht.