Zuverlässig, aber ohne Zuschuss nicht lebensfähig: Verkehrsangebot der SSB Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Einzelne Verkehrsanbieter wie die Stuttgarter Straßenbahnen stecken tief im Minus. Der S-Bahn-Betrieb ist dagegen für die Deutsche Bahn ein höchst einträgliches Geschäft. Das wird, zumindest von den Grünen, zu Recht hinterfragt, meint Konstantin Schwarz.

Stuttgart - Wie immer im Frühjahr läutet der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) die Preisrunde für das nächste Kalenderjahr ein. 2016 wird der Aufschlag im Schnitt wohl bei 2,4 Prozent liegen. Das wäre deutlich weniger als im Schnitt der letzten zehn Jahre, der 2,9 Prozent erreicht. Aber es wäre immer noch spürbar über der allgemeinen Preissteigerungsrate.

Jede Erhöhung verteidigt der Verbund mit gestiegenen Kosten (ja, die Lokführer!), aber auch dem Hinweis auf verbesserte Leitungen, zum Beispiel einem dichteren Verkehrsangebot am Abend, neuen Zügen und Abo-Angeboten. Nicht gegengerechnet wird die nicht abreißende Serie aus Pleiten, Pech und Pannen bei der S-Bahn, die treue Nahverkehrsnutzer in Verzweiflung stürzt. Hier wäre ein Schmerzensgeld in Form eines Preisabschlags völlig berechtigt.

Trotz stetig steigender Preise bleibt der Nahverkehr ein Zuschussbetrieb, der nur 60 Prozent seiner Kosten über die Ticketpreise erwirtschaftet. Ohne die Zuschüsse aus Steuergeld würde die Fahrkarte für drei Zonen nicht 3,90, sondern 6,50 Euro kosten. Sie wäre dann ein Luxusgut, der VVS würde seinen öffentlichen Auftrag nicht mehr erfüllen.

Einzelne Verkehrsanbieter wie die Stuttgarter Straßenbahnen stecken tief im Minus. Der S-Bahn-Betrieb ist dagegen für die Deutsche Bahn ein höchst einträgliches Geschäft.

Die Frage der Grünen, ob die Bahn nicht zu gut bedient wird, ist berechtigt. Fragen sollten sich die Politiker aber auch, ob jede als Innovation gefeierte Veränderung nötig ist. Die millionenteuren Schiebetritte bei den neuen S-Bahn-Zügen zum Beispiel sind ein Rohrkrepierer. Und nicht jede Haltestelle bei den SSB muss teuer mit mehrfarbigem Pflaster belegt werden.