In dieser Notunterkunft für Flüchtlinge in Calden (Hessen) kam es zu einer Massenschlägerei. Foto: dpa

Baden-Württemberg lehnt den Vorschlag der Polizeigewerkschaft ab, Flüchtlinge ­getrennt nach Religionen oder ethnischen Unterschieden unterzubringen. Genau richtig, findet Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart - Da heißt es stehen, nicht wegducken! Man mag es ja noch nachvollziehen, wenn Polizeigewerkschaften für eine Unterbringung von Flüchtlingen in Deutschland getrennt nach Religion oder Herkunftsland eintreten. Schließlich müssen die Beamten ihre Knochen hinhalten, wenn es zwischen aggressiven Flüchtlingsgruppen in Behelfsunterkünften kracht. Aber unergründlich bleibt, was Minister und Abgeordnete dazu treibt, solchen Unfug zu verzapfen.

Wenn der Staat – wie in Thüringen bereits passiert – vor solcher Gewalt zurückweicht und lieber Flüchtlingsselektion betreibt, statt die freiheitlich- demokratische Grundordnung des Landes durchzusetzen, kommt das einem Systemversagen gleich. Nebenbei: Was soll denn bei dieser Selektion herauskommen? Eine Erstaufnahmestelle nach Scharia-Regeln hier, ein Asylbewerberheim mit serbischer Hausordnung dort?

Eine Getrennt-Unterbringung weist den Weg in Teufels Küche. Denn sie signalisiert: Willkommen ist in Deutschland auch, wer Konflikte einschleppt. Wer deutsches Recht und seine Schicksalsgenossen mit Füßen tritt. Diese Klientel hat hier aber nichts zu suchen. Zumal sie in Zukunft so wenig wie heute bereit sein wird, Gastland und Mitmensch zu achten.

Daher geht es um mehr als praktische Fragen. Wer vor den Tätern kapituliert, entzieht jeder Integration den Boden. Nährt Zweifel, ob Verfassung und Recht wirklich allgemeingültig sind. Weckt Verdruss am System und verschafft dadurch rechtsradikalen Gruppen Auftrieb. Es ist schlicht nicht verhandelbar, dass sich auch Flüchtlinge nach den Spielregeln dieses Landes zu richten haben. Und es bleibt die zentrale Aufgabe der Polizei, diesen Regeln Geltung zu verschaffen.