Die Erfolgschancen von Leni Breymaier (hier mit Nils Schmid) hängen auch davon ab, ob die Genossen ihr genügend Spielraum lassen. Foto: dpa

Leni Breymaier, voraussichtlich neue Vorsitzende der Landes-SPD, will deren Profil schärfen. Dies ist bitter nötig, denn viele Wähler wissen nicht mehr, wofür die Sozialdemokraten noch stehen. Allerdings benötigt die Hoffnungsträgerin ausreichend Beinfreiheit, kommentiert Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Eine Partei ist keine Gewerkschaft. So überrascht es nicht, dass Leni Breymaier gleich nach der Nominierung zur voraussichtlichen SPD-Landeschefin erste Zugeständnisse an die Genossen machen musste. Sie dürfte noch öfter feststellen, dass sie auf festgezurrte Strukturen Rücksicht nehmen muss, wenn sie nicht irgendwann isoliert dastehen will. Ob sie sich – so ihr fester Wille – trotzdem treu bleiben kann, wird man sehen. Um der SPD Leben einzuhauchen, benötigt sie Bewegungsfreiheit, auch seitens der Fraktion. Bisher stellt sich der Landesverband demonstrativ hinter sie, weil niemand sonst in Sicht ist, der nur annähernd so viel Begeisterungsfähigkeit mitbringt. Skeptiker gibt es dennoch, sie halten sich lediglich zurück.

Gedankenspiele über Rot-Rot-Grün sind derzeit überflüssig

Allein Breymaiers soziales Profil garantiert nicht bessere Zeiten. Aber wenn die SPD etwas dringend nötig hat, dann ist es eine stringente Programmatik und mehr Konsequenz im Handeln. Vielen Menschen ist nicht mehr klar, wofür die Partei noch steht und wofür sie gebraucht wird. Solange dieser Imageschaden nicht halbwegs korrigiert ist, sind keine Ergebnisse über 20 Prozent im Südwesten denkbar. Bis dahin sollte sich auch kein Sozialdemokrat über irgendwelche Bündnisse etwa mit Grünen oder Linkspartei Gedanken machen. Derlei Machtspielereien befördern eher noch die Marginalisierung der SPD.