Ein Standort für eine Asylbewerberunterkunft? Oder eher doch nicht? Bolzplatz in Bernhausen . Foto: Otto-H.Häusser

Trotz der Erfahrungen beim Streit um die Asylbewerberunterkunft im Ortsteil Harthausen wird über weitere Standorte in Filderstadt nur im stillen Kämmerlein beraten. Die Stadtverwaltung hat aus den Protesten nichts gelernt, findet StZ-Autor Sascha Schmierer.

Filderstadt - Flüchtlinge, Flüchtlinge, Flüchtlinge: Kein Tag vergeht ohne Meldungen über das Schicksal wegen Armut, Krieg oder Unterdrückung nach Europa fliehender Menschen. Bei den zu Herzen gehenden Bildern von Warteschlangen an den Grenzen, überfüllten Fernzügen und übers Mittelmeer tuckernden Flüchtlingsbooten müsste jedem halbwegs vernünftig denkenden Bürger klar sein, dass diese Menschen eher früher als später ein Dach über dem Kopf brauchen – und auch auf den Fildern dringend nach Standorten gesucht werden muss, um deutlich mehr Asylbewerber unterzubringen als gedacht.

In Filderstadt wird weiter Rathaus-Verstecke gespielt

In Filderstadt freilich wird bei der Frage nach Unterkünften weiterhin Rathaus-Verstecke gespielt. Statt endlich Fakten auf den Tisch zu legen, duckt sich die Stadt-verwaltung weg und berät wie üblich im kleinen Kreis. Die Geheimniskrämerei geht so weit, dass das Rathaus noch nicht mal den eigenen Stadträten traut – und die aktualisierte Standortliste als Tischvorlage hinter verschlossener Tür präsentiert.

In einer auf Transparenz und Bürgernähe erpichten Kommune hätte die Stadtspitze schon längst die Öffentlichkeit gesucht – und um Verständnis geworben. Das würde Vertrauen schaffen. Denn wirklich neu ist die Suche nicht. Von der ominösen Standortliste war schon vor Monaten die Rede. Seither wird die Grundstücksdebatte behandelt wie ein Staatsgeheimnis.

Protest in Harthausen zeigte, dass Schweigen falsch ist

Dabei hat das Beispiel Harthausen gezeigt, dass es falsch ist, auf Tauchstation zu gehen statt dem Bürger unangenehme Wahrheiten zu sagen. Den geharnischten Protest der Anwohner, in Ton und Inhalt zweifelsohne fragwürdig, hat nicht allein die Sorge vor einem Flüchtlingsheim vor der eigenen Haustür ausgelöst. Für Frust sorgte auch, dass sich die Leute von ihrem mit Informationen geizenden Rathaus im Stich gelassen fühlten. Gelernt hat Filderstadt aus dem Fehler, die Bürger vor vollendete Tatsachen zu stellen, leider nichts.