Hand in Hand durchs Leben – auch gleichgeschlechtliche Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Die 13 evangelischen Gemeinden in Stuttgart, die auch homosexuelle Paare segnen, sind auf dem richtigen Weg. Andere sollten folgen, meint unser Redakteur Martin Haar.

Stuttgart - „Die Ehe ist ein weltlich Ding.“ Das wusste schon Martin Luther. Der Staat verheiratet, die Kirche spendet den Segen dazu. Dieses Verständnis vom Bund zweier Menschen haben immer mehr evangelische Pfarrer in Stuttgart. Die Zahl der Gemeinden, die die Initiative Regenbogen unterstützen, wächst stetig. Für diese Christen ist die Ehe kein Sakrament, kein unauslöschliches Merkmal wie bei den Katholiken. Wenn man so will, ist sie frei nach Luther eine weltliche Partnerschaft, eine Wirtschafts-, Sicherheits- und Gütergemeinschaft, in der man sich freilich lieben darf und den Weg des Lebens gemeinsam gehen will.

So-Sein in der Schöpfung

Um diese Beziehung zwischen Menschen und ihrer Rückverbindung zu Gott geht es. Ganz gleich, ob das Paar hetero- oder homosexuell ausgerichtet ist. Menschen wollen in ihrem So-Sein in der Schöpfung anerkannt werden. Sie wollen den Segen Gottes, den ihnen ein spiritueller Mensch, in diesem Fall ein Pfarrer oder eine Pfarrerin, spendet. Diesen zwei Menschen zu verweigern ist im tiefsten Sinne unchristlich. Und überdies, nach Ansicht von anerkannten Theologen, in der Bibel kaum zu belegen. Ausgrenzung, Stigmatisierung oder gar Kriminalisierung waren gestern. Die Zeiten haben sich längst geändert. Die Zeit ist reif dafür, dass noch mehr Stuttgarter Gemeinden ihr Menschenbild anpassen und die bunten Farben des Regenbogens zulassen.

Kirche ist nur Vermittler

Denn am Ende sind es nicht Menschen mit einer bestimmten Haltung innerhalb der Kirche, deren Segen wirkungsmächtig werden soll. Die Kirche und ihre Amtsträger sind nur Vermittler. Die Schlussformel der Trauung unterstreicht das. Hinter dem „Ja“ zum Partner steht ganz am Ende der Zeremonie der Hilferuf: „. . . und Gott helfe mir.“

martin.haar@stzn.de