Auch wenn die Klassenzimmer leer sind, muss die Stadt für den Unterhalt der Schule zahlen Foto: dpa

Die Hauptschule kommt seit Jahren nicht mehr an bei den Eltern. Das kommt die Kommunen teuer zu stehen. Doch viele ländliche Standorte sind zufrieden mit dieser Schulform und haben mangels Schülern auch gar keine Alternative. Ihnen die Mittel zu kürzen, wäre ungerecht, findet Arnold Rieger.

Stuttgart - Die Haupt- und Werkrealschulen bluten aus, und das nicht erst seit gestern. Der grün-rote Beschluss, den Eltern freie Hand bei der Schulwahl zu geben, hat zwar den Trend zur Realschule und zum Gymnasium noch beschleunigt, doch die Marke kommt schon seit vielen Jahren nicht mehr an. Da mag die Politik noch so sehr die gute Qualität des Hauptschulunterrichts und die Chance zum späteren Schulwechsel hervorheben. 

Dieser Trend hat gesellschaftliche, aber auch finanzielle Folgen. Denn auch kleine und schlecht besuchte Schulen kosten die Gemeinden Geld. Die Fixkosten für Strom, Reinigung oder Hausmeister bleiben stabil – verteilen sich aber rechnerisch auf immer weniger Schüler. Kein Wunder, dass bei den Städten nun der Vorwurf die Runde macht, sie subventionierten halb leere Hauptschulen auf Kosten voller Gymnasien und Realschulen. Auch die politisch umstrittenen 200 Gemeinschaftsschulen genießen dieses Privileg – was den Konflikt noch zusätzlich verschärft. 

Das Problem wird sich nicht mit einem Federstrich lösen lassen. Denn niemand kann und will komplett auf die Hauptschule verzichten. Viele ländliche Standorte sind nämlich zufrieden mit dieser Schulform und haben mangels Schülern auch gar keine Alternative. Es wäre ungerecht, ihnen nun die Mittel zu kürzen. Doch wie beseitigt man das Missverhältnis zwischen Aufwand und Schülerzahl? Land und Gemeinden müssen eine neue Methode finden, wie sie das Geld verteilen – es geht immerhin um 800 Millionen Euro. Vielleicht lassen sich die leeren Klassenzimmer ja für andere Aufgaben nutzen: für den Ganztagsunterricht an Grundschulen zum Beispiel. Also noch eine Großbaustelle für den Kultusminister.

a.rieger@stn.zgs.de