Werden muslimischen Frauen in Deutschland die Rechte gewährt, die ihnen zustehen? Eine Studie in Berlin weckt daran große Zweifel. Foto: dpa

Eine Untersuchung zur Paralleljustiz im Land könnte bittere Erkenntnisse bringen, meint unser Kommentator Rainer Wehaus, vor allem für jene, die jeden Flüchtling freudig begrüßen.

Stuttgart - Noch eine Studie? Muss das sein? Zugegeben: Eine Studie zur Paralleljustiz in Baden-Württemberg wird wohl nichts Spektakuläres zutage fördern. Dass sich Muslime in Deutschland bereits ein eigenes Rechtssystem aufgebaut hätten – mit Scharia-Gerichten und Friedensrichtern – wird von Rechtspopulisten zwar gerne behauptet. Aber nicht einmal in Berlin ist man bei einer Untersuchung diesbezüglich fündig geworden – und laut den Sicherheitsbehörden gibt es auch in Baden-Württemberg keine Anzeichen dafür.

Importierter Chauvinismus

Trotzdem ist es sinnvoll, danach zu fragen und danach zu schauen – allein schon, um den Verschwörungstheorien der Rechten etwas entgegensetzen zu können – und um die wahren Probleme herauszuarbeiten, die sich im Zusammenhang mit der unkontrollierten Zuwanderung verstärkt haben dürften. Gerade die Grünen könnten sich innerhalb der Landesregierung dafür einsetzen, dass bei der Studie das Dunkelfeld der muslimischen Frauen ausgeleuchtet wird, die mit ihren Männern kamen. Das dürfte für die, die sich über jeden Flüchtling freuen, so manche bittere Erkenntnis bringen. Ja, hereingelassen wurden in erster Linie Menschen. Aber importiert wurden damit eben auch Chauvinismus und patriarchale Strukturen.

Menschen zweiter Klasse

Wer die Ergebnisse der Berliner Studie liest, der kann sich nicht mehr so richtig aufregen über deutsche Sexismus-Debatten wegen unpassender Komplimente oder schlüpfriger Kommentare. Frauen, die aus muslimischen Ländern zuwandern, leben hier zum Teil wie Menschen zweiter Klasse. Und der Staat ist machtlos, weil man so viele Menschen nunmal in so kurzer Zeit nicht integrieren kann. Da hilft nur eine gesteuerte, gebremste Zuwanderung. Oder soll Deutschland etwa ein Schnüffelstaat werden, der bis in die Wohnungen hineinregiert?

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de