Gewalt in der Ostukraine folgt auf das russisch-ukrainische Präsidententreffen in Minsk. Dennoch markiert es einen Fortschritt.
Ein Misserfolg? Vertane Zeit? Es wäre zu früh, so über das Treffen des russischen mit dem ukrainischen Präsidenten in Minsk zu urteilen. Und über das, was seither in der Ostukraine geschehen ist.
Sicher, es passt auf den ersten Blick nicht, dass diesem Gespräch sofort Kämpfe zwischen der Miliz der prorussischen Abspaltungsbewegung und ukrainischen Regierungstruppen folgen. Doch genau das liegt in der perversen Logik von Krieg: Sobald sich Verhandlungen abzeichnen, versuchen alle Konfliktparteien, auf dem Schlachtfeld ihre Position noch schnell zu verbessern. Das mindert aber nicht den Wert der Zusage beider Präsidenten, demnächst im Beisein von Mittlern zu verhandeln. Nach dreieinhalb Monaten feindlicher Funkstille ist das bereits ein erheblicher Fortschritt.
Schließlich ersetzt keine noch so große Vermittlungsanstrengung – auch nicht die lobenswerte der Bundesregierung – direkte russisch-ukrainische Verhandlungen. Letztlich werden sich die Präsidenten Wladimir Putin und Petro Poroschenko einigen, oder es gibt gar keine Einigung.
Wie über das Minsker Treffen abschließend zu urteilen ist, hängt also davon ab, was mittelfristig folgt: Noch mehr Blutvergießen, noch mehr Elend? Hoffentlich das Gegenteil: zumindest eine stabile Waffenruhe innerhalb der Ukraine und zwischen den beiden Nachbarn, die wirtschaftlich, kulturell und durch Familienbande eng miteinander verflochten sind.
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