Die erhoffte Wirkung, nämlich den Anstieg der Mieten zu dämpfen, wurde mit dem neuen Gesetz bislang verfehlt. Das ist auch in Stuttgart spürbar. Foto: dpa

Die erhoffte Wirkung, nämlich den Anstieg der Mieten zu dämpfen, wurde mit dem neuen Gesetz zur Mietpreisbremse bislang verfehlt, kommentiert Sven Hahn.

Stuttgart - Man stelle sich vor, das Wohnen wird stetig teurer, doch niemand stört sich daran. Stuttgart gilt bundesweit als eine der teuersten Städte – die Mieten fast auf einem Niveau mit München – und trotzdem wehrt sich niemand dagegen? Dass sich erst drei Menschen auf Basis der Mietpreisbremse gegen zu hohe Mieten zur Wehr setzen, lässt allerdings gänzlich unterschiedliche Deutungen zu. Die Wahrscheinlichste: Menschen mit kleinen und geringen Einkommen, ziehen beim Buhlen um die heiß begehrten Wohnungen in Stuttgart meist den Kürzeren.

Zahlen aus dem Mietspiegel

Glaubt man dem Haus- und Grundbesitzerverein, verlangt kaum ein Stuttgarter Vermieter was der angespannte Markt aktuell hergibt, sonder es halten sich fast alle an die bis zu vier Jahre alten Zahlen aus dem Mietspiegel.

Glaubt man dem Mieterverein, dann verlangen 80 Prozent aller Immobilienbesitzer eine zu hohe Miete. Und trotzdem trauen sich die scheuen Mieter nicht, einen Streit zu riskieren. Das harmonische Verhältnis zum Hausbesitzer ist ihnen wichtiger, obwohl das Gesetz mutmaßlich klar auf ihrer Seite steht?

Das bedeutet also: entweder sind die Stuttgarter Vermieter äußerst genügsam und geben sich mit weniger Einnahmen zufrieden als möglich. Oder die Stuttgarter Mieter sind äußerst scheu und bezahlen klaglos zu viel Miete.

Bestes Einkommen

Die Wahrscheinlichste Deutung ist eine andere. Ein Vermieter sucht sich für seine Wohnung stets den solventesten, also den finanzstärksten Kandidaten als Mieter aus. Da das Angebot an Wohnungen im und rund um den Kessel jedoch mehr als knapp ist, sind mehrere Hundert Anfragen für eine Mietwohnung völlig alltäglich. Dass also sogenannte Schwellenhaushalte, diejenigen die sich die angebotene Wohnung gerade so leisten können, zum Zug kommen, ist fast ausgeschlossen. Den Mietvertrag bekommt derjenige mit dem besten Einkommen. Dass der dann keinen Streit vom Zaun bricht, wenn er die Mehrbelastung kaum spürt, ist kein Wunder.

Fakt ist: die Mietpreisbremse hat das ursprünglich Ziel, den Anstieg der Mieten zu begrenzen, nicht erreicht.

sven.hahn@stzn.de