Vergebliches Warten auf den Lufthansa-Flieger Foto: dpa

Ein Gericht hat den Streik der Piloten verboten. Damit hat Konzernchef Spohr freie Hand für seinen Konzernumbau – doch Ruhe wird in dem Unternehmen noch lange nicht einkehren, meint Klaus Köster.

Stuttgart - „Wir hatten den besten Sommer überhaupt“, jubelte Lufthansa-Chef Carsten Spohr vor kurzem. Solche Äußerungen greifen seine Piloten dankbar auf, wenn sie gegen die Pläne anrennen, den gelben Kranich zunehmend durch das Logo der Billigtochter Eurowings zu ersetzen. Denn Spohr, der sich nach dem Absturz der Germanwings-Maschine als die Menschen berührender Manager gezeigt hatte, tut sich in der Kommunikation mit seinen eigenen Topmitarbeitern erstaunlich schwer. Selten gab es in einem Unternehmen einen so zähen Machtkampf.

Die Zähigkeit der Auseinandersetzung verwundert umso mehr, als Spohr kaum ein anderer Weg bleibt. Auf innereuropäischen Verbindungen machen ihm die Ryanairs und Easyjets das Leben schwer, auf längeren Strecken konkurriert er mit staatlich geförderten Linien wie Emirates und Etihad. Die guten Ergebnisse hängen vor allem an dem niedrigen Ölpreis und dem niedrigen Euro-Kurs – beides nützt auch der Konkurrenz und kann sich wieder ändern. Der Lufthansa fehlt inzwischen das Geld, um die Flotte zu modernisieren, zumal es auch noch Unsummen kostet, Piloten den hoch dotierten, vorgezogenen Ruhestand zu finanzieren.

Dass erst ein Gericht den Ausstand gestoppt hat, ist für die Beteiligten kein Ruhmesblatt und wird die Verhandlungen nicht erleichtern. Die Piloten machen keinen Hehl daraus, dass sie Zugeständnisse bei der Altersversorgung nur machen wollen, wenn Spohr von seinen Eurowings-Billigplänen abrückt. Damit aber streikte die Gewerkschaft für ein Ziel, das sie mit diesem Mittel gar nicht anstreben darf. Der Protest gegen die Verlagerung ist deshalb ein Eigentor der Pilotengewerkschaft. Nun hat Spohr freie Hand für seine Pläne. Ruhe wird im Konzern aber noch lange nicht einkehren.