Die weltweit größte Mobilfunkmesse findet in Barcelona statt. Foto: Getty Images

Auf der weltweit größten Mobilfunkmesse in Barcelona wurden die neusten Geräte vorgestellt. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwinden zunehmend, sagt Wirtschaftsredakteur Daniel Gräfe.

Auf der weltweit größten Mobilfunkmesse in Barcelona wurden die neusten Geräte vorgestellt. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwinden zunehmend, sagt Wirtschaftsredakteur Daniel Gräfe.

Die Handywelt hat sich von Apple und Samsung emanzipiert. Die Mobilfunkmesse in Barcelona hat gezeigt, dass praktisch alle Smartphone-Hersteller ebenso gute Spitzengeräte liefern. Die Minicomputer gibt es in jeglicher Größe , Preisklasse und mit jedem denkbaren Extra. Den durchschnittlichen Kunden überfordert das völlig. Und selbst Handy-Profis müssen schon bestens Bescheid wissen, um nicht etwas zu kaufen, was sie nie brauchen werden. Es ist wie der Gang zu einem ausgefuchsten Autohändler: Man will einen Kleinwagen für die Stadt, und am Ende kurvt man mit einem Porsche durch die Straßen. Auch bei Smartphones kaufen Verbraucher oft Spitzenleistungen, die sie nie nutzen. Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht ist: Die Käufer können kaum etwas falsch machen. Es gibt praktisch kein schlechtes Smartphone mehr wie noch vor einigen Jahren. Dafür bekommen die Kunden heute für den gleichen Preis eine weitaus bessere Leistung. Immer mehr ist deshalb egal, zu welcher Marke sie greifen.

Für Samsung, Huawei, LG & Co. wird das zum Problem. Fast verzweifelt suchen sie nach neuen Produkten, nach dem „nächsten großen Ding“, das sie herausragen lässt. Ist es die Computeruhr? Die in Barcelonavorgestellten Modelle wirken zu unelegant und technisch verbesserungsdürftig, um massentauglich zu sein. Bis sie es sind, könnten die neuen Fitnessarmbänder Umsatz bringen. Sie messen Laufstrecke und Formkurve, Puls und Blutdruck ihrer Träger. Mit ihnen werden die Hersteller auf der Fitness- und Gesundheitswelle surfen und die wachsende Zahl der Senioren als Kunden gewinnen.

Schon jetzt kleiden immer mehr Menschen ihr Leben in Daten. Mit einer Mischung aus Neugier, Spielerei und Vorsorge vermessen sie ihre Fitness und Gesundheit. Die Daten werten sie mit Smartphone und Internetprogrammen aus und füttern mit ihnen die Gesundheits- und Werbeindustrie. Noch nie war der Verbraucher ein so gigantischer Rohstoffproduzent, denn Daten sind das Öl dieser Tage. Als Belohnung verdient er sich ein bequemeres und vielleicht gesünderes Leben. Für dieses Ziel lassen immer mehr Menschen die Technik immer näher an sich heran. 

Bei manchen geht sie nicht nur auf die Haut, sondern sogar darunter. Laut einer Aris-Umfrage können sich 30 Prozent der über 50-Jährigen vorstellen, einen implantierten Chip zu tragen – damit dieser ihre Gesundheitsdaten wie Herzschlag und Blutdruck überwacht. Die Grenzen zwischen Mensch und Minimaschine verschwimmen. Doch was ist noch sinnvoll? Und was für eine Gesellschaft überhaupt wünschenswert? Fragen wie diese blieben auf der weltgrößten Mobilfunkmesse unbeantwortet. Hier wurde nur gezeigt, was technisch möglich ist.

Mit einer Ausnahme. Bei der Frage der Datensicherheit präsentieren die Aussteller auch Antworten. Zu groß ist die Befürchtung der IT-Branche, die Nachrichten von Geheimdienstaffären und Hackerangriffen könnten dem Geschäft nachhaltig schaden. Deshalb warnen neue Softwareprogramme davor, welche Daten populäre Apps aus dem Smartphone auslesen. Anwendungen sichern die eigenen Internetaktivitäten ab. Ob Netzbetreiber, Handyhersteller oder App-Entwickler: Sie alle versuchen, das Vertrauen der Kunden wieder aufzubauen.

Die Branche weiß, dass man die Kunden vor Geheimdienstspitzeln nicht schützen kann. Aber sie will die Verbraucher zumindest in der Sicherheit wiegen, Herr über die Daten zu sein. Selbst wenn das Gefühl am Ende trügen dürfte.

d.graefe@stn.zgs.de