Schwer gezeichnet: Ex-Fifa-Chef Blatter vor der Presse in Zürich Foto: dpa

Die Mächtigen des Fußballs sind für acht Jahre gesperrt. „Aber ihr Ende muss ein Anfang sein“, schreibt StN-Sportchef Gunter Barner, „die Organisation des Weltfußballs braucht eine Reform an Haupt und Gliedern.“

Stuttgart - Die Ethik-Kommission des Welt-Fußballverbands (Fifa) hat entschieden: Platzverweis für Fifa-Präsident Joseph S. Blatter und Michel Platini, Chef der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Und wer noch gelinde Zweifel daran hatte, dass die Züricher Schaltzentrale eine Reform an Haupt- und Gliedern braucht, ist nun ein ganzes Stück schlauer. Allein die Reaktion der beiden auf die achtjährige Sperre ist ein Hinweis auf die Verderbtheit eines geschlossenen Systems, das sich über Jahrzehnte mehr oder weniger unkontrolliert etablieren konnte.

Keine Spur von Einsicht oder Reue, kein Ansatz von Verantwortungsbewusstsein und moralischer Gesinnung. Ganz im Gegenteil: Die älteren Herrschaften bekommen dicke Hälse hinter ihren Krawatten und fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Dabei hat der eine Spezi dem anderen kurz mal 1,8 Millionen Euro zugesteckt. Ohne nachweisbare Gegenleistung, ohne Vertrag und mit der kessen Frage ausgestattet: Michel, in welcher Währung hättest du es denn gern? Die Antwort des Franzosen: Ist mir egal!Eindrucksvoller lässt sich die Kluft kaum beschreiben, die sich zwischen der Profitmaschinerie der internationalen Fußballverbände und dem selbstherrlichen Gebaren einiger ihrer Funktionäre aufgetan hat. Geld und Ruhm vernebelt ihnen den Verstand und das Gespür dafür, was anständig ist in einem Sport, der von der Hingabe und Liebe derer lebt, die ihn erst ermöglichen.

Es ist das gute Recht von Blatter und Platini, das Urteil anzufechten. Aber ganz gleich wie andere Instanzen urteilen. Als Treuhänder des internationalen Fußballs haben beide verloren. Ihr Ende darf aber erst der Anfang sein – für einen Wiederaufbau mit Menschen, die dem Fußball dienen anstatt ihn zu benützen.

g.barner@stn.zgs.de