Uefa-Präsident Michel Platini und Fifa-Boss Sepp Blatter (rechts) dürfen für 90 Tage kein Amt im Fußball ausüben Foto: Keystone/dpa

Am schwärzesten Tag in der Geschichte von Fifa und Uefa wurden die Chefs gleich beider Verbände ins Abseits gestellt. Nach dem Aus für Blatter und Platini hilft dem Fußball-Weltverband nur ein radikaler Wechsel, kommentiert Jochen Klingovsky.

Stuttgart - Hin und wieder landet Mario Basler, Fußball-Europameister von 1996, auch heute noch einen Treffer. „Blatter weg, Platini weg“, twitterte der Fußball-Europameister von 1996, „Leute, ganz ehrlich: soll ich’s jetzt wirklich machen?“

 

Spötter könnten nun sagen: Egal, wer der neue starke Mann im Fußball-Weltverband (Fifa) auch wird, es kann ohnehin nur besser werden. Doch so einfach ist es nicht: Nachdem die eigene Ethikkommission ihrem Boss Joseph S. Blatter und Uefa-Chef Michel Platini die Rote Karte gezeigt und sie für 90 Tage gesperrt hat, geht es der Fifa wie einem Fußball-Team, das 90 Minuten lang mit größter Mühe alle Angriffe abgewehrt und dann doch noch den entscheidenden Treffer kassiert hat: Der Verband liegt am Boden. Völlig entkräftet, führungslos, ohne Perspektive.

Weil Blatter, der in seinem dunklen Reich herrschte wie ein Sonnenkönig, und sein möglicher Thronfolger Platini im Sumpf der Korruption untergehen, versinkt die gesamte Fifa im Chaos. Und ein Retter ist nicht in Sicht. Wie dem Fußball-Weltverband noch zu helfen ist? Nur mit einem kompletten Neuanfang.

Der Karren steckt tief im Dreck

Alle Funktionäre, die an betrügerischen Geschäften beteiligt waren und sich bereichert haben, müssen weg. Und Leute in die Verantwortung, die für Transparenz, Ehrlichkeit und Führung mit Stil stehen. Es ist an der Zeit, dass die großen europäischen Fußballnationen das Spiel an sich reißen. Bisher hat sich der deutsche Verbandschef Wolfgang Niersbach („Ein Super-GAU, die Fifa ist am absoluten Tiefpunkt“) noch nicht positioniert. Er zählt fraglos zu den geeignetsten Kandidaten. Doch selbst Niersbach wäre kein Garant dafür, dass es die Fifa zurück auf den rechten Weg schafft. Dafür steckt der Karren viel zu tief im Dreck.