Die Nestlé-Mitarbeiter haben durch ihren Widerstand das Maximum herausgeholt. Foto: factum/Granville

Es hätte Alternativen zur Verlagerung der Caro-Landkaffeeproduktion nach Portugal gegeben, kommentiert Rafael Binkowski. Den unerwartet heftigen Widerstand der Belegschaft hat Nestlé unterschätzt.

Ludwigsburg - Keine Frage: Der Röstkaffee hat seit dem letzten Werbespot in den 90er-Jahren viel von seiner Anziehungskraft verloren. Der Lebensmittelkonzern hat der angestaubten Marke seit Jahren kein neues Image verpasst. Dennoch war das Nestlé-Werk in Ludwigsburg bis zuletzt profitabel – das belegen interne Zahlen, die der Konzern selbst auf Betriebsversammlungen präsentiert hat.

Kurzfristiger Profit – nur scheinbar

Die Konzernchefin Béatrice Guillaume-Grabisch hat beim Ortstermin im Juli mit irreführenden Angaben versucht, die Bedeutung des Ludwigsburger Werkes herunter zu spielen. Nun muss der Konzern nicht nur die Produktion in Portugal neu aufbauen, sondern auch jahrelang viel Geld für die Entlassung der ursprünglich 110 Angestellten zahlen. Und das für eine angeblich tote Marke? Es wäre vielleicht wirklich sinnvoller, die Produktion in Ludwigsburg langsam auslaufen zu lassen – und ein Akt der sozialen Verantwortung. Auch mit der Schließung des hoch spezialisierten Messlabors in Bayern sollen Kosten gespart werden. Natürlich ist es legitim, dass Unternehmen wirtschaftlich arbeiten wollen und unprofitable Werke auch schließen.

Unerwartet heftiger Widerstand

Doch es entsteht der Eindruck, dass der kurzfristige Profit für die Quartalsberichte an die Aktionäre im Vordergrund steht. Dabei dürfte sich der Konzern allerdings verkalkuliert haben: Man hat nicht mit einer Belegschaft gerechnet, die bis zuletzt zusammen hält und wehrhaft ist. Vielleicht denken die Konzernlenker vor der nächsten Werkschließung an diese Langzeitfolgen. Auch für das Image der Marke.