Eine Wildtierkamera hat vor kurzem den Luchs Toni im Nordschwarzwald fotografiert. Foto: FVA Freiburg

Der Luchs macht wenig Probleme – er hat auch im Südwesten eine Chance verdient, meint Redakteur Thomas Faltin.

Stuttgart - Die Konstellation ist schon sehr überraschend: Der für den Naturschutz zuständige Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) lehnt es ab, künstlich ein weiteres Problemtier in den Südwesten zu importieren – dagegen hat Forst- und Agrarminister Peter Hauk (CDU) sein Herz für den Luchs entdeckt. Dabei gehört Hauk beim Wolf zu den großen Kritikern, und meist haben für ihn die Interessen „seiner“ Bauern Vorrang. Dass er die Auswilderung von Luchsen dennoch für realisierbar hält, zeigt vor allem eines: Die Probleme sind beim Luchs begrenzt – und beherrschbar.

 

Denn noch nie hat ein Luchs einen Menschen angegriffen. Er fällt nur selten in Gatter von Schafen und Ziegen ein. Und auch für die Jäger ist er keine wirkliche Konkurrenz: 20 Luchse im Südwesten würden im Jahr rund 1000 Rehe erbeuten – die Jäger schossen im Jagdjahr 2018/19 insgesamt 168 273 Rehe. Der Luchs lebt weitgehend im Verborgenen.

Akzeptanz in der Bevölkerung ist schon sehr hoch

Diese puren Zahlen sprechen dafür, dass diese Großkatze auch im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb eine Chance verdient hat. Es handelt sich um angestammtes Luchsland. Natürlich müssen die Bedenken der Landwirte und Waldbauern ernst genommen werden – man kann verstehen, dass sie auf eigenem Grund nicht bevormundet werden wollen. Und natürlich darf das Geld am Ende nicht bei wichtigen Projekten gegen den Klimawandel oder das Artensterben fehlen. Aber diese Probleme wären lösbar, wenn die Politik Zusagen macht und wenn alle guten Willens wären, zumal mit der Machbarkeitsstudie jetzt eine konkrete Strategie vorliegt, die alle diese Bedenken ernst nimmt und berücksichtigt.

Dass man warten müsse, bis die Akzeptanz in der Bevölkerung gestiegen sei, hört sich jedenfalls nach einer Ausrede an – bei einer Umfrage im Südwesten sprachen sich vor einigen Jahren nur zehn Prozent gegen den Luchs aus. Schon jetzt hat also die Mehrheit der Menschen, wie Peter Hauk, ihr Herz für den Luchs entdeckt.