Der neue VfB-Sportchef Robin Dutt steht vor einer großen Herausforderung Foto: dpa

Der neue VfB-Sportvorstand Robin Dutt muss anpacken – und Vertrauen schaffen. Ob er den hohen Ansprüchen genügt?

Abwechselnd redet Robin Dutt von einer Mammut- und einer Herkules-Aufgabe. Das spricht für seinen Realitätssinn. Den wird der neue Sportvorstand des VfB Stuttgart gut gebrauchen können. Der Karren auf dem Cannstatter Wasen ist derart verfahren, dass der Nachfolger des entlassenen Fredi Bobic vielen im roten Haus als Messias gilt. Dabei hatte der VfB zuletzt auf allen Ebenen genügend vermeintliche Heilsbringer, die allesamt den Erwartungen nicht gerecht wurden.

Ob Dutt den hohen Ansprüchen genügt? Die Widerstände im Alltag, auch und gerade die im Verein, werden es zeigen. Damit verbunden ist die Frage, wie viel der schwäbische Traditionsclub und sein aktuelles Führungspersonal aus der jüngeren Vergangenheit gelernt haben. Von modernen Strukturen zu reden ist das eine, sie einzuführen und neuzeitlich zu gestalten das andere. Robin Dutt, das hat er bei seiner Vorstellung bewiesen, packt an. Er krempelt die Ärmel hoch, und dass er als gelernter Fußballlehrer im Detail weiß, was nötig ist, um eine funktionierende Mannschaft auf den Platz zu stellen, ist kein Fehler. Darüber hinaus muss er Vertrauen schaffen, auch in eigener Sache: Groß ist die Skepsis unter den Fans angesichts seiner zuletzt nicht eben glücklichen Vita. Jeder Sieg auf dem Rasen wird ihm dabei helfen. Genauso nötig hat er (und der VfB) jedoch die Einsicht der anderen Strategen, persönliche Eitelkeiten und Profilierungsgelüste hintanzustellen. Ärmel hoch – und ranklotzen!

Dass der VfB die Demission des langjährigen Finanzchefs Ulrich Ruf eingeleitet hat, deutet auf einen Lerneffekt hin. Der Verein bricht verkrustete Strukturen auf. Das ist eine Chance. Wenn Präsident Bernd Wahler und Aufsichtsratschef Joachim Schmidt sie nicht beherzt ergreifen, ist es aber womöglich ihre letzte gewesen.

t.naeher@stn.zgs.de