Erst das Briten-Votum, dann der Stresstest in den USA: Die Deutsche Bank und ihr Chef John Cryan machen schwere Zeiten durch. Foto: dpa

Die Deutsche Bank hat aus den Fehlern des ersten Stresstests offenbar wenig gelernt. Ein Kommentar von Sabine Marquard.

Stuttgart - Die schlechten Nachrichten für die Deutsche Bank häufen sich. Die Nachwirkungen des Briten-Referendums zum Austritt aus der EU haben gerade erst begonnen, da kommt schon der nächste Hammer. Zum zweiten Mal in Folge fällt eine US-Tochter der Deutschen Bank beim Stresstest der amerikanischen Notenbank durch. Und dann meldet sich auch noch der Internationale Währungsfonds (IWF) mit der Einschätzung, dass im Falle einer neuen Finanzkrise das größte deutsche Bankhaus die größte Gefahr für den Bankensektor darstellt. Wenn es schlecht läuft, dann richtig.

Zwar werden der Bank Fortschritte attestiert, doch den amerikanischen Aufsehern gehen diese nicht schnell genug. Zu groß werden noch die Mängel eingeschätzt. Das Prüfungsergebnis ist deshalb mehr als nur ein Schönheitsfehler. Die Reaktionen an den Finanzmärkten zeigen das deutlich. Der ohnehin schon schwache Aktienkurs hat noch einmal kräftig eingebüßt. Der US-Markt ist für die Deutsche Bank ohne Zweifel sehr wichtig und solche Nachrichten erschüttern das Vertrauen der Kunden. Schwer verständlich, weshalb die Deutsch-Banker aus den Fehlern beim Stresstest des Vorjahres nichts gelernt haben. Denn überraschend kommt es nicht, dass in den USA bei Investmentbanken ein strenger Maßstab angelegt wird.

Rückschläge wie diese erschweren auch die strategische Ausrichtung, die Deutsche-Bank-Chef John Cryan vorantreibt. Der Brite, der nun ein Jahr an der Spitze steht, will die Bank wieder zum Erfolg führen. Seit seinem Antritt hat er den Abbau von Tausenden von Stellen angekündigt und den Rückzug aus vielen Geschäften. Doch immer noch ist unklar, womit das Geldinstitut in Zukunft Geld verdienen will, wenn das Zinstief lange anhält, die Auflagen der Regulierer immer strenger werden und junge Finanztechnologieunternehmen immer mehr Kunden auf ihre Seite ziehen. Um aus den Negativschlagzeilen zu kommen, muss Cryan mehr liefern.