Das Spielkartenmuseum beherbergt wertvolle Kunstschätze. Wie sie in Zukunft der Öffentlichkeit präsentiert werden, ist zurzeit offen. Foto: Archiv

Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen hat im Poker um das Spielkartenmuseum wenig zu melden. Und der Kulturbürgermeister schafft Fakten.

Leinfelden-Echterdingen - Im Spiel um den Erhalt oder eine Neuorganisation des Ausstellungsbetriebs hat das Deutsche Spielkartenmuseum schon lange schlechte Karten. Zu hoch erschienen der Politik die Kosten für das einzige kulturelle Aushängeschild von Weltrang. Man solle „die Lusche abwerfen“, sich vom Museum trennen und 180 000 Euro pro Jahr an Ausgaben einsparen, lautete eine wenig schmeichelnde Empfehlung aus dem beim Spielkartenmuseum gern nachkartenden Gemeinderat. Ein etwas besseres Blatt bekam die Einrichtung erst auf die Hand als OB Roland Klenk Anfang 2011 intervenierte und vom zuständigen Kulturbürgermeister Alexander Ludwig ein neues Konzept für das Museum einforderte.

Doch Ludwig lässt sich auch diesmal – wie fast bei jedem Projekt seines Ressorts – überhaupt nicht in die Karten gucken; weder von naseweisen Stadträten noch von wissbegierigen Zeitungsredakteuren. Vorschläge, wie die Neuaufstellung des Spielkartenmuseums aussehen könnte, sind seit Anfang 2011 bekannt. Sie sollten dann in den darauffolgenden Monaten „intern konkretisiert und im Anschluss mit den Stadträten beraten werden“. Schlappe 14 Monate später mehren sich die Zeichen, dass der Prozess nunmehr beendet ist und die Karten neu gemischt sind. Gespräche mit dem Gemeinderat bis dahin? Fehlanzeige.

Die Kommunalpolitik hat in diesem Spiel also nichts zu melden und der Vertragspartner wird vorsichtshalber nicht gefragt, ob er mit der vorzeitigen Einstellung des Ausstellungsprogramms einverstanden wäre. Politisch legitimiert ist das Ganze ebenfalls nicht. Ludwig reizt hier sein Spiel offensichtlich voll aus. Er blufft, schafft Fakten, die den Spielraum der Stadträte stark einengen. Und dennoch hat der Bürgermeister offenbar überreizt. Weniger beim Gemeinderat, der insgesamt am Poker um das Museum nur mäßig interessiert schien, als beim Landesmuseum. Dort dürfte die Neigung zu Zugeständnissen am Tiefpunkt angekommen sein. Auch dafür gibt es einen Fachterminus: verzockt.