Pflegeberuf und Krankenhausalltag stellen an Fachkräfte hohe Anforderungen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Brauchen Krankenhäuser akademisch ausgebildete Pflegekräfte? Ja, findet Redakteurin Inge Jacobs. Eine umfassendere Ausbildung hilft nicht nur dabei, Patienten besser zu versorgen. Sondern damit werden auch attraktive Berufsfelder geschaffen.

Stuttgart - Mit der Akademisierung der Pflegeberufe hat sich Deutschland lange schwergetan. Hier die Krankenschwestern, da die Ärzte – fertig. Doch damit wird man der Entwicklung nicht mehr gerecht. Die Menschen werden immer älter. Und je älter sie sind, desto mehr Zipperlein haben sie. Doch das ist nicht alles. Das Pflegegeschehen wird immer komplexer, zugleich stehen die Kliniken unter immer höherem Kostendruck. Und die Häuser sind gefordert, ihre Abläufe hocheffizient zu gestalten. Außerdem ist die Branche vom Fachkräftemangel gebeutelt. Was braucht es da noch akademisch gebildete Krankenschwestern, könnte man fragen.

Doch genau sie (und ihre männlichen Pendants) könnten dazu beitragen, die Abläufe in den Kliniken effizienter und bedarfsgerechter zu gestalten – somit auch patientengerechter. Wer sonst als eine Person, die Pflege aus dem Effeff kann, aber auch wissenschaftliches Handwerkszeug und kommunikative sowie Managementfähigkeiten mitbringt, sollte dies tun? Ein ganzheitlicher Blick auf die Patienten, aber auch auf das System, ist sinnvoll.

Pflege-Bachelors können Kliniken entlasten

Aber auch aus der Perspektive der potenziellen Pflege-Bachelors ist die Ausbildung attraktiv, da sie neue berufliche Chancen bietet. In der Pflege, aber auch darüber hinaus. Dadurch vergrößert sich zugleich der Kreis der Interessenten. Angehende Krankenschwestern oder -pfleger mit Abitur müssen sich nicht mehr rechtfertigen, „nur“ Pflegekraft zu werden. Und doch tragen sie auch als Pflege-Bachelors dazu bei, das vom Fachkräftemangel ausgezehrte System zu entlasten. Das ist gut.

Noch ausbaufähig ist die Bezahlung. Mit 2648 Euro brutto Einstiegsgehalt nach Tarif liegt der Pflege-Bachelor kaum über dem einer einfachen Pflegekraft. Erst nach sechs Jahren übersteigt das Tarifgehalt eines akademischen Pflegers das einer klassischen Pflegekraft. Allerdings gibt es bisher kaum Erfahrungen mit dem Tätigkeitsfeld, da der Beruf noch sehr jung ist. Fest steht aber: Der Bachelor ist ausbaufähig – ein Master ist in Vorbereitung.

Der Beruf bietet Perspektiven. Damit kann er punkten. Und mit ihm die Kliniken und die Duale Hochschule. Zum Nutzen der Patienten. Und vor allem das zählt.