Eine Onlinebestellung auf dem Weg zurück zum Händler – mehr als die Hälfte aller Internet-Käufe wird zurückgeschickt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Wer Ware an den Händler zurückschickt, sollte sich die Mühe machen, das Paket selbst zur Post zu bringen und es nicht einzel abholen zu lassen, kommentiert StN-Titelautor Sven Hahn.

Stuttgart - Unser aller Bequemlichkeit in der virtuellen Welt hat dramatische Folgen. Mehr als die Hälfte aller im Internet bestellten Pakete werden wieder zurückgeschickt. Experten schätzen die Summe der Retour-Sendungen in Deutschland auf rund 350 Millionen Pakete pro Jahr – Tendenz extrem rasch steigend. Denn die Quote der Retouren im Onlinehandel bleibt seit Jahren stabil. Die Umsätze, die Händler im Internet erzielen, steigen jedoch mit immenser Geschwindigkeit. Daher wird nicht nur die Anzahl der bestellten Pakete weiterhin deutlich steigen – auch die Zahl der Retour-Sendungen wird immer weiter anwachsen. Daher ist es höchste Zeit, sich des Problem bewusst zu werden.

Ein Grund für diese Entwicklung ist die Bequemlichkeit der Kunden. Trotz enormer Kosten und eines gigantischen logistischen Aufwands scheint es für die großen Akteure im Onlineshopping ein Erfolgsmodell zu sein, die Modalitäten einer Rücksendung zu personalisieren und so weit als möglich zu vereinfachen. Will heißen: anstatt ein Paket mit falsch bestellter Ware selbst zur Post zu bringen, kann der Kunde einen Boten ordern, der jede einzelne Sendung bei Bedarf persönlich abholt. Dadurch werden Millionen unnötige Fahrten generiert – viele davon in ohnehin stau- und abgasgeplagten Großstädten wie Stuttgart.

Die gute Nachricht lautet: Niemand wird gezwungen, einen solchen Service zu nutzen. Das bedeutet, jeder Kunde hat die Chance, etwas zur Minderung des Liefer- und Logistikverkehrs beizutragen. Wer im Internet überlegt einkauft, spart sich die eine oder andere Rücksendung. Zudem kann ein gelegentlicher Gang zum Händler vor Ort, bei dem man die Ware vor dem Kauf tatsächlich in die Hand nehmen kann, vor falschen Kaufentscheidungen bewahren.

sven.hahn@stuttgarter-nachrichten.de