Im Klinikum Stuttgart reagieren Mitarbeiter verärgert über die hohe Abfindung für den ehemaligen Klinikchef. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Für das Klinikum Stuttgart wäre eine Dreierspitze in der Personalleitung sinnvoll, findet unser Kommentator Konstantin Schwarz.

Stuttgart - Selten hat sich die Landeshauptstadt so abrupt von einer Führungskraft wie jetzt von dem Klinikumschef Ralf-Michael Schmitz gelöst. Der Schmerz ist deshalb nicht geringer. 900 000 Euro Abfindung sind für den hoch defizitären Krankenhausbereich eine ganz bittere Pille. Sie zu schlucken sei nötig, sagt Fachbürgermeister Werner Wölfe von den Grünen, wenn man Ruhe haben wolle. Nichts scheut die Stadt mehr als öffentliches Aufsehen. Patienten könnten „etwas durcheinander bringen“, umschreibt Wölfle den beinharten Wettbewerb. Ein guter Ruf hilft an der Gesundheitsfront.

Wölfle muss aufpassen, dass sich die Führungskrise durch Millionenverluste bei Geschäften mit Libyen und Kuwait nicht zur Vertrauenskrise auswächst. Ein Kopf ist weg, ja, aber die Versäumnisse müssen rücksichtslos aufgearbeitet werden. Immerhin hat man 14 Millionen Euro aus den Augen verloren. Den Übergang bis April 2017 sollen unbelastete Kräfte aus dem eigenen Haus gestalten. Dann ist der Neustart geplant. Wie die Struktur aussehen soll, sei nicht entschieden. Eine Personalagentur soll Spitzenkräfte finden.

Erst das Personaltableau, dann die Struktur? Dieser Ansatz ist nicht nur schwer nachvollziehbar, er ist falsch. Ein Klinikum mit 7000 Mitarbeitern in drei Häusern, jährlich 90 000 Patienten und 930 Millionen Euro Umsatz darf auf keinen Fall wieder nur einen Chef bekommen. Bei allen anderen Töchtern pocht die Stadt völlig zu Recht im Minimum auf das Vier-Augen-Prinzip. Für die Krankenhäuser wäre sogar eine Dreierspitze mit kaufmännischer, medizinischer und Personalleitung sinnvoll. Für diese Erkenntnis braucht es keine langwierige Beratung. Es muss ja nicht gleich jeder Chef 400 000 Euro im Jahr erhalten.