Geschafft: Emiliano Insua bejubelt das 1:0 durch Christian Gentner (hinten links) gegen Werder Bremen – am Ende heißt es 2:0, und der VfB Stuttgart hat den Klassenverbleib sicher. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart hat drei Spieltage vor Saisonende den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga geschafft. Das war alles andere als selbstverständlich – ist aber extrem wichtig, kommentiert unser Autor Dirk Preiß.

Stuttgart - Wer den 21. April 2018 für keinen besonderen Tag in der Geschichte des VfB Stuttgart hält, für den empfiehlt sich ein Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga. Dort ist einerseits abzulesen, dass der Club aus Cannstatt nun sicher für ein weiteres Jahr im Oberhaus planen kann – nach dem Sieg gegen den SV Werder Bremen ist der Klassenverbleib auch rechnerisch fix. Andererseits zeigt die aktuelle Zusammensetzung der deutschen Eliteklasse: Selten war die Liga mehr gespickt mit großen Namen und finanzkräftigen Emporkömmlingen. Soll heißen: Gerade für den als Aufsteiger in die Saison gestarteten VfB Stuttgart ist die frühe Rettung alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Aber umso wichtiger.

Hier gibt es das Spiel in unserem Liveticker zum Nachlesen.

Der Abstieg vor zwei Jahren war schließlich mehr als ein Betriebsunfall. Es war ein Crash mit – vor allem finanziellen – Folgen, die durch die Ausgliederung zwar abgemildert werden konnten. Bis der Stuttgarter Fußballstolz sich aber wieder als etablierten und festen Bestandteil der Bundesliga, womöglich sogar von deren Topgruppe sehen darf, vergehen aber wohl noch zwei, drei Jahre. Der nun souverän erreichte Klassenverbleib hilft auf diesem langen Weg zurück.

Ergebnis vor Erlebnis

Dass er schon drei Spieltage vor Saisonende erreicht wurde, darf die Beteiligten durchaus mit Stolz erfüllen. Denn klar ist: Besonders viel Falsch gemacht haben die Strategen auf dem Wasen in den vergangenen Monaten nicht. Präsident Wolfgang Dietrich bewies, dass er vor unpopulären Maßnahmen nicht zurück schreckt und holte für den äußerst beliebten Jan Schindelmeiser noch vor der Saison Michael Reschke. Der neue Sportvorstand ergänzte das Team sinnvoll, erst im vergangenen Sommer, dann entscheidend im Winter, als er Mario Gomez zur Rückkehr nach Stuttgart bewegte. Dass der Anteil erfahrener Spieler gestiegen ist, hat nicht jedem VfB-Fan geschmeckt, war letztlich aber wohl eine Notwendigkeit im knallharten Fußball-Existenzkampf.

Die Trennung von Trainer Hannes Wolf dagegen schmerzte mehr. Viel mehr. Musste der VfB im Laufe dieser Saison doch offenkundig einen eingeschlagenen Weg mit einem jungen Coach verlassen, um das ins Wanken geratene Schiff auf Kurs zu halten. Über das Zustandekommen der Trennung darf weiter trefflich diskutiert werden, an den folgenden Maßnahmen aber gibt es wenig zu kritteln. Tayfun Korkut kam, beendete personelle und spielerische Experimente, baute sich einen Spielerstamm auf, dem er großes Vertrauen schenkte, und ließ sein Team fortan recht pragmatisch agieren. Das Motto: Ergebnis vor Erlebnis. So war der Deutsch-Türke der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt – der den teils unterkühlten, teilweise sogar überkritischen Empfang nüchtern an sich abprallen ließ.

Frühe Planungssicherheit

Der Coach bescherte dem Verein neben dem Klassenverbleib vor allem eines: frühe Planungssicherheit. Spannend wird es nun zu verfolgen sein, wie der VfB Stuttgart die nächsten Entwicklungsschritte hin zu einem Kandidaten für die internationalen Plätze angehen wird. Die aktuelle Mannschaft hat Perspektive und muss doch ein wenig umgebaut werden. In Marc-Oliver Kempf vom SC Freiburg scheint ein Neuzugang bereits sicher, dem Abwehrspieler sollen Profis folgen, die das Wort Kreativität nicht nur aus dem Duden kennen. Und: Auf lange Sicht müssen auch wieder mehr Eigengewächse mit Bundesligareife dem Nachwuchsleistungszentrum an der Mercedesstraße entwachsen. Ein weiterer Investor soll die Entwicklung des Clubs mit frischen Kapital beschleunigen – auch er muss noch gefunden werden.

Diese Aufgabenliste zeigt: Der VfB hat am 21. April 2018 einen extrem wichtigen Meilenstein gesetzt – die Arbeit geht den Strategen auf dem Wasen deshalb aber sicher nicht aus.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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