Wie provozierend darf Unterrichtsmaterial sein? Foto: dpa

In dem Fragebogen der GEW wird Heterosexualität als abartig, unnatürlich und gesundheitsgefährdend dargestellt. Wer Satire mag, dem mag das gefallen. Aber das Thema verträgt keine Satire, dies haben die vergangenen Monate gezeigt, sagt Landesnachrichtenredakteur Rainer Wehaus.

In dem Fragebogen der GEW wird Heterosexualität als abartig, unnatürlich und gesundheitsgefährdend dargestellt. Wer Satire mag, dem mag das gefallen. Aber das Thema verträgt keine Satire, dies haben die vergangenen Monate gezeigt, sagt Landesnachrichtenredakteur Rainer Wehaus.

Stuttgart - Es ist ein über 20 Jahre alter Fragebogen in einer Broschüre der GEW, über den sich bis vor kurzem keiner aufgeregt hat und den vermutlich kaum ein Lehrer in Baden-Württemberg je im Unterricht eingesetzt hat. Und trotzdem gehört er aus dem Verkehr gezogen, denn er schürt unnötig Ängste und vergiftet das Klima.

In dem Fragebogen wird Heterosexualität als abartig, unnatürlich und gesundheitsgefährdend dargestellt. Wer Satire mag, dem mag das gefallen. Aber das Thema verträgt keine Satire, dies haben die vergangenen Monate gezeigt. Viele Eltern fragen sich ganz im Ernst, wie genau es aussehen soll, wenn im Schulunterricht künftig Homosexualität stärker thematisiert werden soll. Die grün-rote Landesregierung hat darauf bislang nur wolkige Antworten gegeben. Dies liegt in der Natur der Sache, denn die neuen Bildungspläne werden auch künftig nicht viel mehr als ein Fingerzeig sein: Jedem Lehrer wird weiter selbst überlassen bleiben, ob und wie er Homosexualität in seinem Unterricht aufgreift.

Gerade weil aber eigentlich nichts Aufregendes geplant ist, sollte der Fragebogen verschwinden. Er stammt aus einer Zeit, als Schwule und Lesben noch mit derlei Provokationen um Aufsehen kämpften. Er ist ein Instrument von gestern, zeugt mehr von sexueller Einfalt denn von sexueller Vielfalt. Kurzum: Er leistet der Sache einen Bärendienst.

Ministerpräsident Kretschmann hat kürzlich vor einem „Kulturkampf“ in der Frage gewarnt. Umso unverständlicher, dass sich das Kultusministerium nicht von dem Fragebogen distanziert. Angesichts der Kritik von außen hat man die Reihen geschlossen Wer aber keinen Kulturkampf will, sollte sich auch selbst nicht im Schützengraben verschanzen.

r.wehaus@stn.zgs.de