Marine Le Pen triumphiert in Frankreich Foto: EPA

Ein Resultat stellt alles andere in den Schatten: Der Triumph des Front National in Frankreich, einer Partei, die man ruhigen Gewissens rechtsradikal nennen darf. Europa muss sich wehren.

Paris - Über vieles wird an diesem Montag geredet, wenn das Gesamtergebnis der Europawahl analysiert wird. Ein Resultat aber stellt alles andere in den Schatten: Der Triumph des Front National in Frankreich, einer Partei, die man ruhigen Gewissens rechtsradikal nennen darf.

Der deutliche Zugewinn der österreichischen FPÖ-Europagegner auf knapp 20 Prozent, der klare Sieg der radikalen Anti-EU-Linken in Griechenland, der scheinbar unaufhaltsame Durchmarsch auf britischen Ukip-Aussteiger, die mehr oder weniger schmerzhaften Rückschläge Europa-freundlicher Lager in Portugal oder Italien, in Skandinavien oder Spanien: Sie alle verblassen gegenüber dem Siegeszug Marie Le Pens. Frankreichs Ultrarechte konnten ihr Ergebnis von 2009 vervierfachen und wurden erstmals bei einer Wahl stärkste Partei; sie marschieren aus der ausländerfeindlichen Schmuddelecke heraus und machen sich daran, das neben Deutschland wichtigste und einflussreichste Land der EU auf Anti-Europa-Kurs zu trimmen. Was für eine Schmach für die EU! Im Parlament dürfte der Front National mindestens 15 der 74 französischen Abgeordneten stellen. Das lässt Marie Le Pen hoffen, den Vorsitz einer großen europaskeptischen Fraktion übernehmen zu können. Ihre Gruppe aus Brunnenvergiftern, Spinnern und Egozentrikern bekäme durch sie Schlagkraft – und obendrein große mediale Aufmerksamkeit.

Das macht den Sieg der Rechtsradikalen über Frankreich hinaus so gefährlich: Hier wächst eine Truppe heran, die zeigt, dass sie das Destruktive beherrscht. Europa wird beweisen müssen, dass es sich zu wehren versteht.