Im französischen Seyne-les-Alpes dauert die Bergung der Germanwings-Absturzopfer an Foto: dpa

Es gibt Dinge, die liegen hinter jedem Horizont des Verstehbaren. So wie der absichtlich herbeigeführte Absturz der Germanwings-Maschine über den französischen Alpen. Er übersteigt das Maß des Erträglichen, meint unser Berlin-Korrespondent Norbert Wallet.

Berlin - Gibt es Worte dafür? Worte vielleicht, aber es gibt Dinge, die liegen hinter jedem Horizont des Verstehbaren. Dass ein technischer Defekt, so selten er auftreten mag und so akribisch dagegen angearbeitet wird, ein Flugzeug zum Absturz bringen kann – ja, das ist möglich, das passiert, das gehört doch letztlich zum Lebensrisiko des modernen mobilen Menschen. Wenn die Katastrophe auf diese Weise eintritt, nimmt ihr das nichts von ihrem monströsen Schrecken. Aber das Geschehen ist erklärbar, es gehört irgendwie auch zur natürlichen Ordnung der Dinge.

Aber wenn es stimmt, dass Vorsatz im Spiel gewesen ist, dann übersteigt dies das Maß des Ertragbaren. Wie schwer, wie grausam muss es für Angehörige und Hinterbliebene der Opfer sein zu wissen, dass eine intakte Maschine von einem Menschen zum Absturz gebracht worden ist, dem die Passagiere buchstäblich blind vertrauen mussten? Menschen können zum Ergebnis kommen, dass ihr Dasein für sie nicht mehr lebenswert ist. Leben können scheitern. Und dann gibt es Wege, dem Leben ein Ende zu setzen. Das ist tragisch und traurig, aber verstehbar ist auch dies. Aber das Verstehbare ist überschritten, wenn mit dem Auslöschen der eigenen Existenz andere Unschuldige, man denke an die Schüler von Haltern, in den Tod gerissen werden. Ganz zu schweigen von dem Fall, dass hier aggressive Tötungsabsicht vorläge.

Was folgt? Kann aus dieser Tat wirklich etwas folgen? Natürlich müssen die Fluggesellschaften äußerst genau darauf achten, nur vertrauenswürdigstes Personal einzustellen. Nichts spricht dafür, dass dies hier anders gewesen wäre. Technische Folgen müssen wohl gezogen werden. Dass sich ein Pilot im Cockpit einschließen kann – das wird wohl nach dieser Tragödie nicht so bleiben können.