Neuer Fernbusbahnhof beim Stuttgarter Flughafen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bei den Fernbussen werden die Preise anziehen. Der Konzentrationsprozess geht zu Ende, und auf Dauer kommen auch Fernbusse um eine Maut nicht umhin, kommentiert Frank Schwaibold.

Stuttgart - Die einfache Fahrt von Stuttgart nach München für unter zehn Euro. Von Reutlingen aus zum Besuch in den Europapark nach Rust für 34 Euro hin und zurück. Fernbusse haben einen unschlagbaren Trumpf gegenüber der Bahn: Mit ihnen kann man um einiges billiger reisen. Besonders junge Leute – Schüler und Studenten – aber auch viele Langstreckenpendler und Urlauber steigen deshalb bevorzugt in diese Busse ein. Mehr als 300 Fernbuslinien verbinden Ziele innerhalb Deutschlands und bis ins benachbarte Ausland.

Zudem haben die Fernbusunternehmer bei etlichen Städten durchsetzen können, dass die Verwaltungen an verkehrsgünstig gelegenen Orten eine gute Infrastruktur geschaffen haben. Jüngstes Beispiel: Der neue Fernbusbahnhof am Stuttgarter Flughafen. Das macht diese Art des Reisens zusätzlich attraktiv. Wobei es hier vielerorts noch Nachholbedarf gibt.

Doch nun zeichnet sich ab, dass die Zeit der Billigstpreise zu Ende gehen wird. Marktführer Flixbus hatte mit der Post und der Bahn eh nur noch zwei ernst zu nehmende Wettbewerber. Seit Mittwoch ist nur noch die Bahn-eigene Fernbus-Flotte namens Berlin Linien Bus übrig geblieben. Die Postbusse dagegen hat Flixbus übernommen. Es ist schon die zweite Übernahme eines Konkurrenten in diesem Jahr. Erst Ende Juni hatte Flixbus das britische Unternehmen Megabus geschluckt und damit seine europaweite Expansion vorangetrieben. Der Konzentrationsprozess ist somit auf die Zielgerade eingebogen.

Noch zahlen Fernbusse keine Maut

Dazu kommt: Ein wesentlicher Grund für den Preisvorteil der Fernbusse ist, dass sie im Gegensatz zu Zügen und Lastkraftwagen keine Trassengebühr beziehungsweise Maut bezahlen müssen. In den Anfangsjahren der Fernbusse war diese Befreiung von einer Wegegebühr durchaus als Anschubfinanzierung zu begründen, damit die junge Branche nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Zumal der Wettbewerb im Personenverkehr in Deutschland mit dem Fernbus überhaupt erst möglich wurde. Klar ist aber auch: Für Schiene und Straße sollten gleiche Wettbewerbsbedingungen gelten. Dazu kommt: Die Busse ziehen ebenso wie die schweren Lkw aufgrund höherer Achslasten die Straßensubstanz wesentlich stärker in Mitleidenschaft als die Pkw. Insofern wird Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nicht mehr lange umhin kommen, auch für Fernbusse eine Mautpflicht einzuführen. Spätestens dann dürften auch die Ticketpreise teurer werden.