Abreise aus dem Trainingslager der Nationalmannschaft: Pechvogel Marco Reus Foto: dpa

Der EM-Kader steht. Löws Auswahl ist nachvollziehbar – doch ein Spieler wird zum ganz großen Pechvogel. Ein Kommentar zum EM-Kader von Sportchef Dirk Preiß.

Stuttgart - Stell dir vor, du hast Geburtstag – und dann streicht dich der Bundestrainer wenige Tage vor der Fußball-Europameisterschaft aus seinem Aufgebot. Bittere Sache. Noch bitterer ist sie für Marco Reus. Der hochbegabte Offensivmann von Borussia Dortmund hatte schon die WM 2014 kurzfristig wegen einer Verletzung verpasst. Vor zwei Jahren war die Sache klar, Reus war nicht einsatzfähig. Nun hätte Löw auf eine Genesung hoffen können, wie er es bei Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger tut. Doch dem Bundestrainer ist in Abstimmung mit der medizinischen Abteilung das Risiko zu groß. Das ist einerseits verwunderlich, schließlich hätte ein dann gesunder Marco Reus zum Ende des Turniers durchaus noch ein entscheidender Faktor werden können. Andererseits ist Löws Entscheidung nachvollziehbar. Die Prognose ist unsicher, auch die EM ist mittlerweile eine enorme Strapaze – und in Brasilien hat es vor zwei Jahren ja auch schon ohne den schnellen BVB-Star mit dem Titel geklappt.

Vertrauen auf den Rest des Kaders

Dieser Verzicht auf Reus ist daher auch ein Signal des Vertrauens in die Qualität des restlichen Kaders. Und doch stehen hinter den 23 Mann, die nun fix mit nach Frankreich reisen werden, nicht nur Ausrufezeichen. Einige Spieler kommen aus Verletzungspausen, andere haben keine überzeugende Saison gespielt, manch einer scheint seinen sportlichen Zenit überschritten zu haben, die Jung-Stars wie Leroy Sané, Joshua Kimmich oder Julian Weigl müssen sich im elitären Kreis einer EM erst noch beweisen. Und so wird es in den kommenden Wochen vor allem darauf ankommen, dass Löws Gerüst aus Weltmeistern von 2014 nahezu perfekt funktioniert.