Joachim Löw dürfte mit Blick auf die WM die Schlagzahl erhöhen. Foto: Getty

Die Niederlage gegen Frankreich ist bitter. Aber die Perspektiven bleiben glänzend. Von jetzt an gibt es ein neues Ziel, kommentiert unser Redakteur Marko Schumacher.

Marseille - Nein, es hat diesmal nicht gereicht, diesmal ist – anders als vor zwei Jahren bei der WM in Brasilien – im Halbfinale Endstation. Die ersatzgeschwächte deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat gegen Frankreich verloren. Der EM-Gastgeber ist es, der zum Endspiel gegen Portugal nach Paris reisen darf, während die Weltmeister den Rückflug nach Frankfurt antreten müssen. Sie wollten erstmals nach einem WM-Titel auch den EM-Pokal gewinnen, das war das erklärte Ziel. Sie haben es verpasst. Das ist sportlich für den Moment bitter – ein Grund, am Boden zerstört zu sein, ist das nicht. Fußball-Deutschland hat zwar klar den Anspruch formuliert, das Turnier zu dominieren, knapp zu scheitern gehört aber ebenso zum Sport wie das Feiern von Titeln. Nun gilt es, sich mit Portugiesen und Franzosen auf das Endspiel am Sonntag zu freuen.

Die deutschen Kicker haben in den vergangenen Wochen ohnehin mehr erreicht, als ihnen viele zugetraut hatten. Die Spannung innerhalb des Teams war in den vergangenen zwei Jahren verloren gegangen. Verständlich nach dem größtmöglichen Triumph in Brasilien – allerdings keine gute Voraussetzung für eine Europameisterschaft. Sie haben trotzdem rechtzeitig wieder Fahrt aufgenommen, glänzten zwar nicht in der Vorrunde – schafften es aber im Viertelfinale, zum ersten Mal bei einem Turnier gegen Italien zu gewinnen. Historisch auch der sechste Halbfinaleinzug bei einer WM oder EM hintereinander, der ein weiteres Mal die Klasse und mentale Stärke dieser Spielergeneration und des Bundestrainers belegt.

Joachim Löw, davon kann man fest ausgehen, wird das Ausscheiden als neuen Ansporn nehmen und mit Blick auf die WM 2018 in Russland die Schlagzahl wieder erhöhen. Die Perspektiven bleiben glänzend. Die meisten Führungsspieler sind noch immer jung genug, die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten liefern weiter verlässlich Nachschub an hochbegabten Talenten. Von jetzt an gibt es also ein neues Ziel: zum ersten Mal den Weltmeistertitel zu verteidigen.