Bei der AfD hat der Bundesparteitag in Hannover viele Fragen aufgeworfen. Foto: Getty Images Europe

Dieser Bundesparteitag der AfD in Hannover wird in die Geschichte der Partei eingehen. Und hinterlässt viele Probleme.

Hannover - Die AfD hat eine neue Spitze. Das ist angesichts des bemerkenswerten Schauspiels von Hannover schon an sich eine Nachricht. Noch interessanter ist aber die Art und Weise, in der die Partei zu dieser Spitze gelangte. Zwei Monate ist es her, dass Frauke Petry ihren Chefposten und die AfD überhaupt verließ. Lange war sie als Schuldige für jedwede Spaltung ausgemacht worden- aber ihr Weggang wirkte offensichtlich nicht einend.

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In zwei Monaten bis zum Parteitag gelang es nicht, den Prozess einer Nachfolge anständig zu organisieren – zum Beispiel mit der transparenten Bewerbung mehrerer Kandidaten. Lediglich der Berliner Landeschef Georg Pazderski warf offen seinen Hut in den Ring. Ansonsten: Schweigen, Absprachen und Gerüchte. Die Anhänger des strammrechten „Flügels“ rund um die Führungsfigur Björn Höcke wollten den innerhalb des AfD-Spektrums als gemäßigt geltenden Pazderski verhindern. Der ihnen nahestehende Alexander Gauland erwog dafür eine Kandidatur. Nach Geheimtreffen von Delegierten am Vorabend des Parteitages schien es, als habe man eine Einigung gefunden.

Aber auch das funktionierte nicht: Über Stunden zog sich ein Wahlkrimi hin, in dessen Verlauf eine Überraschungskandidatin aus Kreisen des „Flügel“ auftauchte, sich eine Stichwahl lieferte und dann ihre Kandidatur zurückzog. Als Retter in der selbstgeschaffenen Not einer Pattsituation präsentierte sich dann Alexander Gauland. Es sei, so sagte er, für die Partei „gefährlich“ geworden.

Die eigentliche Botschaft von Hannover ist für die Partei im Grunde desaströs. Zum Zeitpunkt ihres objektiv größten Erfolges - nach dem lang herbeigesehnten Einzug in den Bundestag als drittstärkste Kraft – gelingt es der AfD nicht, eine gemeinsame Klammer zu finden und strategisch nach vorne zu denken und sich um Inhalte zu kümmern. Sie liefert stattdessen alles , was sie an den anderen, den so genannten „Altparteien“ kritisiert: Strömungskonflikte, Machtkämpfe, Kungelrunden in Hinterzimmern. Vor diesem Hintergrund scheint eines sicher: Gefährlich im Sinne Gaulands wird es bleiben.