VW-Logos – wie viele davon werden in nächster Zeit benötigt? Foto: AP

Gewerkschaften und Betriebsräte stehen der Leiharbeit reserviert gegenüber – können Firmen damit doch Tarifverträge unterlaufen. Doch zugleich sind Leiharbeiter die ersten, die in einer Krise gehen müssen – so wie jetzt bei VW – und damit die Stammkunden der Arbeitnehmervertreter vor Jobabbau schützen, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - „Wir zahlen nicht für eure Krise“, so lautete von Anfang an die Devise der IG Metall, nachdem die gewaltigen Manipulationen an den Abgas-Messwerten von VW-Dieselautos bekanntgeworden waren. Das ist für eine Gewerkschaft auch die angemessene Ansage – denn selbst wenn unklar ist, wer an den Betrügereien beteiligt war, so ist doch unbestreitbar, was Noch-IG-Metall-Chef Detlef Wetzel sagte: „Die Putzfrau war es sicher nicht.“ Und der Arbeiter am Band auch nicht. Zu einem großen Stellenabbau wird die Gewerkschaft somit sicher nicht die Hand reichen.

Doch wer genau ist mit „wir“ gemeint? Sollten die Käufer tatsächlich für längere Zeit einen Bogen um VW machen, wird der Konzern kaum tun können, als sei nichts passiert; und für die Strafzahlungen wird der Griff in die Portokasse sicher nicht ausreichen. Deshalb erwägt der Konzern jetzt, Tausende von Zeitarbeitern nach Hause zu schicken, die von Personalverleihern zu VW abgeordnet wurden. Diese Verleiher können zwar versuchen, die Beschäftigen bei anderen Firmen unterzubringen – doch angesichts der Vielzahl von Betroffenen wird dies kaum gelingen. Somit stehen viele der Leiharbeiter erst einmal vor dem Nichts.

Man werde „alle Möglichkeiten unterstützen“, um die Jobs der Leiharbeiter zu sichern, heißt es beim VW-Betriebsrat. Das klingt freundlich, zeigt aber auch, dass die kämpferische Devise „Wir zahlen nicht für eure Krise“ offenbar nicht für Leiharbeiter gilt. Sie sind wieder die ersten, die gehen müssen – und so die Stammbelegschaft, die die Betriebsräte wählt, vor Einschnitten bewahrt. So ungeliebt die Leiharbeit auch ist – wenn ein Stellenabbau ansteht, sind Betriebsräte froh, dass es diesen Job-Airbag gibt. Auch wenn sie das leider nicht offen sagen.