Irakische Polizisten durchsuchen Autofahrer, die einen Checkpoint passieren wollen. Foto: dpa

Wegen der Irak-Krise scheint es, dass sich die einstigen Erzfeinde USA und Iran langsam näher kommen. Doch die Gemengelage komplizierter. Denn die anderen Freunde der USA – Türkei, Saudi-Arabien und Israel – bleiben Feinde des Iran.

Der Feind meines Feindes ist mein Freund. An dieser Faustregel orientiert sich die Diplomatie im Nahen Osten und Vorderasien seit Jahrzehnten. Auch US-Präsident George W. Bush hat sie in Afghanistan beherzigt, als er sich mit dem Iran temporär verbündete, um die von beiden verhassten Taliban-Machthaber in Kabul loszuwerden. Obama könnte im Irak nun die Hilfe des Gottesstaates in Anspruch nehmen, die Terror-Brigaden des Isis zurückzudrängen.

Doch jetzt ist die Gemengelage komplizierter. Denn die anderen Freunde der USA – Türkei, Saudi-Arabien und Israel – bleiben Feinde des Iran. Und haben nur begrenztes Interesse an einer Einmischung des Schiiten-Staates im Irak. Obama steht vor einem strategischen Dilemma. Einerseits muss er den Vormarsch des brutalen El-Kaida-Ablegers im Irak stoppen. Ein Tummelplatz für internationale Dschihadisten wäre ein Albtraum für die nationale Sicherheit der USA, aber auch aller anderen westlichen Staaten. Andererseits schwächte eine Kooperation mit dem Iran die Verhandlungsposition bei den Atomgesprächen. Dies könnte Israel auf den Plan rufen, das seine Existenz bedroht sieht.

Der Feind des Feindes wird in diesem Fall deshalb nicht automatisch zum Freund. Dazu bedürfte es der weitergehenden Bereitschaft des Iran, die Atomgespräche in Wien zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Darüber hinaus teilen die USA und der Iran nicht dieselbe Zukunftsvision für den Irak. Obama schwebt eine Regierung des Ausgleichs zwischen den Volks- und Religionsgruppen vor. Dem Iran geht es um Dominanz der Schiiten. Das aber würde den Konflikt nur anheizen.