Gucken, Fotografieren, Filmen: Gaffer an Unfallorten sollen künftig härter bestraft werden, denn manchmal behindern sie gar die Rettungskräfte (Symbolbild). Foto: dpaso

Niedersachsen will Gaffer an Unfallorten künftig härter bestrafen lassen. Das ist richtig, aber schlichter Beifall für diese Initiative wäre zu billig, kommentiert Erik Raidt.

Stuttgart - Dass sich Menschen von ihrer Schaulust getrieben an Unfallorten versammeln, beobachtet die Polizei nicht erst seit der Erfindung der Smartphones. Aber seit Menschen mit Smartphones filmen, ihr eigenes Leben inszenieren und das von anderen aufnehmen, hat der kalte Voyeurismus eine neue Qualität erreicht.

Wenn es nach dem Land Niedersachsen geht, sollen Gaffer an Unfallorten künftig härter bestraft werden, schlimmstenfalls mit einer Haftstrafe bis zu einem Jahr. Falls diese Gesetzesinitiative im Bundesrat Erfolg haben sollte und dadurch Menschen abgeschreckt würden, wäre dies zu begrüßen: Polizei und Rettungsdienste könnten effizienter arbeiten, Menschenleben womöglich gerettet, die Würde der Opfer besser geschützt werden.

Dennoch wäre schlichter Beifall für diesen politischen Vorstoß zu billig. Der Fall der mit Smartphones bewaffneten Autobahngaffer wirft ein Schlaglicht auf die Frage, wie unsere Privatsphäre künftig besser geschützt werden kann – nicht nur in existenziellen Ausnahmesituationen. Wenn filmende Drohnen vermehrt über unseren Köpfen kreisen werden, wird die Debatte darüber geführt werden müssen. Der Gesetzgeber lässt derzeit mehr Fragen offen, als er juristische Antworten gibt.