Wie viele Behandlungsfehler der vergangenen Jahre auf mangelnde Sprachkenntnisse von Ärzten zurückzuführen sind, weiß niemand zu sagen Foto: dpa

Wer in Deutschland arbeitet, muss die Sprache beherrschen, fordert unser Kommentator Willi Reiners.

Stuttgart - Für Patienten ist es eine gute Nachricht, dass zugewanderte Mediziner auch in Baden-Württemberg inzwischen eine Fachsprachenprüfung ablegen müssen. Denn Ärzte, die schlecht Deutsch sprechen und verstehen, sind ein echtes Sicherheitsrisiko, auch wenn sie in rein fachlicher Hinsicht höchsten Ansprüchen genügen mögen. Sie können sich nicht mit den Kranken verständigen – und die Kranken wiederum können sich ihnen nicht verständlich machen. Missverständnisse aber, egal ob im Krankenhaus oder in der Arztpraxis, können gefährlich und potenziell sogar tödlich sein.

Wie viele Behandlungsfehler der vergangenen Jahre auf mangelnde Sprachkenntnisse von Ärztinnen und Ärzten zurückzuführen sind, weiß niemand zu sagen. Es gibt dazu keine Statistik. Hinter vorgehaltener Hand haben Mediziner allerdings immer wieder darauf hingewiesen, dass ausländische Kollegen ein Problem darstellen können. Auch angesichts der spätestens seit Beginn des Jahrzehnts sprunghaft gestiegenen ärztlichen Zuwanderung hat das mit dazu geführt, dass die Politik handelte. Die Vorschriften für die fachsprachlichen Qualifikationen wurden entsprechend verschärft.

Doch trotz der jetzt obligatorischen Fachsprachenprüfung ist das Problem längst noch nicht aus der Welt geschafft. Die Prüfung ist im Südwesten erst seit dem vergangenen Juli verpflichtend. Jeder Dritte fällt durch, wie eine erste Bilanz der zuständigen Landesärztekammer jetzt zeigt. Zuvor hat demnach so mancher die Approbation erhalten, die ihm heute versagt bliebe, weil er den anspruchsvollen Sprachtest nicht bestehen würde. Diese Mediziner sind nach wie vor insbesondere im klinischen Dienst. Man kann nur hoffen, dass sie inzwischen sprachlich dazugelernt haben.

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