Helfen ausgedehnte Sperrzeiten gegen zuviel Alkohol? Foto: dpa

Galls Vorstoß zur Ausweitung der Sperrzeiten kann man für unzeitgemäß halten. Besonders Kneipen-, Club- und Partygänger dürften ihn als Gängelung empfinden. Der Innenminister nimmt das Thema jedoch deutlich breiter in den Blick.

Stuttgart - Das sieht nach mächtig viel Ärger aus. Zumindest wird über den Sperrzeiten-Vorstoß des SPD-Innenministers Reinhold Gall heftig diskutiert werden. Gall nämlich hat am Mittwoch wissen lassen, dass er die derzeit geltende, buchstäblich liberale Sperrzeitregelung für Schankbetriebe verschärfen will – auch wenn das dem grünen Koalitionspartner offenbar nicht passt. Nun wagt er den Alleingang.

Es ist der Versuch, die Zeit hinter den 1. Januar 2010 zurückzudrehen. Seitdem gilt, dass Gaststätten, Clubs und Kneipen in Baden-Württemberg ihren Laden unter der Woche nur drei Stunden in der Nacht schließen müssen, an Wochenenden sogar nur eine. Durchgesetzt hat diese großzügige Regelung die FDP. Am liebsten hätte sie es damals gesehen, die Sperrzeiten wären ganz weggefallen. Ihr Argument: Lebensgefühl und -rhythmus hierzulande glichen sich dem südlicher Länder an.

Es gibt auch Gegenargumente – etwa die Zahl 65 Prozent. So viele Gewaltdelikte werden Gall zufolge unter Alkoholeinfluss begangen. Die Erfahrungen besagen: Je später der Abend, desto betrunkener die Gäste – mit allen negativen Folgen. Neben Statistiken bemüht Gall die Empfehlungen des von der Landesregierung eingesetzten Arbeitskreises „Lebenswerter öffentlicher Raum“, der im Juli unter anderem eine „maßvolle“ Veränderung der Sperrzeiten vorgeschlagen hatte.

Galls Vorstoß kann man für unzeitgemäß halten. Besonders Kneipen-, Club- und Partygänger dürften ihn als Gängelung empfinden. Der Innenminister nimmt das Thema jedoch deutlich breiter in den Blick. Das zeigen seine Bemühungen um Prävention und seine Forderung an Elternhäuser und Vereine, ihrer Vorbildunktion gerecht zu werden. In der Tat liegt dort eine Wurzel des Problems.