Ein Bild aus vergangenen Tagen: am helllichten Tage sieht man kaum noch Bettlergruppen aus Osteuropa im Park lagern. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Mit der Verdrängung aus den Anlagen sind die Probleme nicht gelöst. Die bittere Armut in Osteuropa wird sich auch zukünftig im wohlhabenden Teil der EU bemerkbar machen, meint unsere Redakteurin Christine Bilger.

Stuttgart - Es klingt wie eine abgedroschene Gutmenschen-Floskel, man kann es aber nicht oft genug sagen: Bevor man in irgendeiner Weise hart über dieim Park hausenden Romaurteilt, sollte man bedenken, dass es hier um Menschen geht. Sie sind wegen elendster Armut hierher gekommen, aus Verhältnissen, die selbst im subtropisch matschigen Sommer 2016 das Kampieren erträglich erscheinen lassen.

Es ist gut möglich, sogar sehr wahrscheinlich, dass hinter den zum Betteln ausschwärmenden Familienclans Drahtzieher stecken, die das Geld abkassieren. Die Polizei arbeitet daran, solche Strukturen aufzuklären, Erfahrungen damit gibt es. Die einzelnen am untersten Ende als kriminell abzustempeln, hilft aber wenig. Das suggeriert, man könne gesetzlich ahnden, was die einzelnen Bettler tun. Sie sie begehen aber höchstens Ordnungswidrigkeiten, wenn sie gegen die Nutzungsordnung des Parks verstoßen oder beim Betteln Regeln missachten.

Passanten haben es auch in der Hand: Wer Bettlern nichts gibt, setzt Zeichen

Ungeachtet aller rechtlichen Details - ist klar, dass sich die Szene nicht etablieren darf. Verglichen mit anderen Städten wie Mannheim oder Duisburg, in die mehrere Tausend verarmte Menschen aus Osteuropa geströmt sind, ist das Problem hier ein kleines, auch wenn die Gruppen den Park verschmutzen und viele stören. Die Lage ist schon deutlich besser geworden durch das konsequente Einschreiten der Polizei und der Vertreter des Vollzugsdienstes. Ein Stück weit haben die weitere Entwicklung nun alle Bürger in der Hand: Wer den Bettlern nichts gibt, macht das Kampieren in Stuttgart weniger attraktiv. Das spricht sich herum, auch bei den mutmaßlichen Drahtziehern. Man darf sich lediglich nicht der Illusion hingeben, dass jene mit der Verdrängung aus dem Park aufhören würden, die Ärmsten der Armen auszubeuten.

Ist das Verdrängen, der Rückzug der Gruppen, eine wirkliche Verbesserung? Aus den Augen, aus dem Sinn? Das wird nicht funktionieren. Die Armut gehört zur harten Realität in Osteuropa, die sich auch in Zukunft im wohlhabenden Westen immer wieder bemerkbar machen wird. Auch in Stuttgart.