Der Elektroporsche hat 600 PS unter der Haube Foto: Porsche

Arbeit in der Fabrik 4.0: Bei Porsche wird vieles erprobt, wovon die gesamte Branche profitieren könnte. Ein Kommentar von Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Porsche schafft 1400 neue Jobs. Das ist eine gute Nachricht für den Standort Stuttgart und folgerichtig, schließlich wird die neue, rein elektrisch betriebene Modellreihe Mission E von 2019 an am Porsche-Stammsitz in Zuffenhausen zusammengeschraubt. Dafür braucht der Autobauer frische Kräfte. Die Dimension des Personalaufbaus vermag trotz VW-Krise und Porsche-Konsolidierungskurs nicht zu überraschen. Immerhin hat der Sportwagenbauer allein in den vergangenen fünf Jahren seine weltweite Mitarbeiterzahl um mehr als 13 000 aufgestockt und damit praktisch verdoppelt.

In diesem Fall geht es eher um die Qualität der Arbeit: Dort stehen Porsche wie der gesamten Branche einschneidende Änderungen bevor, die weit über das Bedienen von neuen digitalen Arbeitsmitteln wie Tablets, Datenbrillen oder Smartphones hinausgehen. Sogar beim Vorzeigeunternehmen Porsche bestehen große Vorbehalte vor dem, was bisher nur in wenigen Bereichen und Pilotprojekten ausprobiert wird, aber – wenn es nach dem Willen mancher Topmanager geht – , am liebsten schon morgen flächendeckend in der Fabrik 4.0 eingesetzt werden soll. Schlagworte sind die barrierefreie Mensch-Roboter-Kooperation, die Steuerung von Maschinen per Gesten oder intelligente Arbeitshandschuhe mit eingebauten Barcodescannern.

Ängste in der Belegschaft vor der Digitalisierung

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück spricht offen von „großen Ängsten“ in der Belegschaft vor der Digitalisierung, die es abzubauen gelte. Wie so oft mit Ängsten richten sie sich weniger gegen eine konkrete Bedrohung, etwa dass der eigene Arbeitsplatz durch Roboter ersetzt werden könnte, als gegen ein diffuses Gefühl der Ungewissheit, was auf den einzelnen Beschäftigten zukommt. Hück sieht die generelle Gefahr für Jobs langfristig eher in den Büros als in den Werken.

Doch gerade entlang der Montagestraßen nimmt der Umgang mit immer mehr technischen Hilfsmitteln rasant zu. Da kann es nur der kleinere Schritt sein, kompetente Kräfte von außen zu holen. Viel wichtiger ist es, die vorhandenen Arbeitskräfte – oftmals erfahren, aber eben nicht auf dem aktuellsten digitalen Stand – mitzunehmen. Hier geht Porsche ebenso voran wie bei der Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen, die den Mitarbeitern Familie und Beruf besser unter einen Hut bekommen lassen. Beim kleinen, aber mächtigen Autobauer aus Zuffenhausen wird gerade vieles erprobt, von dem die gesamte Auto- und Zulieferindustrie profitieren könnte. Die Tatsache, dass der Wettbewerb um die fähigsten Arbeitskräfte weiter zunehmen wird, setzt auch die besten Arbeitgeber unter Zugzwang.