Warum ein Zugriff auf einer vielbefahrenen Bundesstraße mitten in der Stadt? Hätte es auf der etwa 100 Kilometer langen Strecke, die die Verdächtigen offenbar zurücklegen wollten, keine geeignetere Stelle gegeben?, fragt sich Wolf-Dieter Obst.
Stuttgart - Das Mobile Einsatzkommando der Polizei ist mit Absicht eine unauffällige Truppe. Sie soll so unauffällig sein, dass sie von Straftätern zu spät erkannt wird. Das ist der Trumpf der Spezialisten, die immer wieder dafür sorgen, dass Erpresser, Drogenhändler oder lang gesuchte Einbrecher dingfest gemacht werden.
In Stuttgart aber, das muss man nach den dramatischen Ereignissen am Mittwochabend feststellen, ist offenbar einiges schiefgelaufen. Und es hätte sogar noch schlimmer kommen können. Nur mit viel Glück gab es keine Todesopfer.
Ein Auto mit zwei verdächtigen Drogenkurieren soll gestoppt, die Insassen sollen festgenommen werden – das gehört zum Alltag eines Mobilen Einsatzkommandos, dessen Beamte für solche gefährlichen Aufgaben ausgebildet werden. Innenminister Reinhold Gall (SPD) hat bei seiner Reform vier neue Einheiten unter dem Dach eines Göppinger Polizeipräsidiums zusammenfassen lassen, um sogenannte Synergien zu schaffen. Hat es genutzt oder geschadet?
Der Zwischenfall in Stuttgart zeigt zum einen die Rücksichtslosigkeit von Straftätern. Zum anderen beunruhigt er die Bürger, die feststellen müssen, dass ihnen auch an belebten Straßen plötzlich die Kugeln um die Ohren fliegen können. Warum ein Zugriff auf einer vielbefahrenen Bundesstraße mitten in der Stadt? Hätte es auf der etwa 100 Kilometer langen Strecke, die die Verdächtigen offenbar zurücklegen wollten, keine geeignetere Stelle gegeben?
Diese Frage muss man stellen – doch sie bleibt leider unbeantwortet. Es wäre fatal, wenn man feststellen müsste, dass dies alles nur passieren konnte, weil die Polizei die Gefahr falsch eingeschätzt hat. Natürlich kann man hinterher klug daherreden – doch es ist im Interesse von Polizei und Öffentlichkeit, dass das nächtliche Drama aufgeklärt wird.