Applaus, Applaus: Philipp Lahm nimmt Abschied aus der Natinalmannschaft – hier nach einem Spiel 2007 in Hamburg Foto: dpa

Ohne Sorgenfalten wird Bundestrainer Löw Lahms Rücktritt Entschluss nicht aufgenommen haben. Ihm kommt der einzige Außenverteidiger auf Weltniveau abhanden, meint Sport-Redakteur Dirk Preiß.

München - Ein Nationalspieler, 30 Jahre alt, tritt ab – na und? Ein Team, das gerade den Weltmeistertitel abgeräumt hat, kann das nicht schocken . Zumal bei dieser Perspektive. Zahlreiche junge Spieler, viele nachdrängende Talente, das System getrimmt auf weiteren Tp-nachwuchs. Also: Alles kein Problem? Doch ein Problem! Denn dieser Nationalspieler, 30 Jahre alt, heißt Philipp Lahm.

Der Kapitän also geht – zumindest im Nationalteam – von Bord, was einerseits nachvollziehbar ist. Wer sich den Luxus einer solchen Entscheidung auf dem Höhepunkt der Karriere gönnen kann, sollte auch zugreifen dürfen. Andererseits: Die EM in zwei Jahren hätte Lahm sicher noch auf Topniveau bestreiten können – und mit der kontinentalen Krone auf dem Haupt wäre die Titelsammlung des kleinen Bayern komplett gewesen. Aber wer kann solche Garantien schon geben? Also sagt Lahm schon jetzt: „Vielen Dank für eine wunderbare Zeit.“ Dass es dafür andere Gründe als den Wunsch nach mehr Zeit für die Familie geben könnte, liegt nahe – allerdings deutet bislang nichts auf Zerwürfnisse jedweder Art hin. Der Bundestrainer etwa, der Lahm während der WM vom Mittelfeld in die Abwehr zurückbeordert hatte, wurde bei einem gemeinsamen Frühstück ins Bild gesetzt.

Ganz ohne Sorgenfalten wird gerade Joachim Löw Lahms Entschluss nicht aufgenommen haben. Zum einen könnte es prominente Nachahmer geben (Klose, Schweinsteiger), zudem kommt dem Nationalteam ausgerechnet ihr einziger Außenverteidiger auf Weltniveau abhanden. Gerade auf diesen Positionen ist das Reservoir an Talenten nur mäßig gefüllt. Philipp Lahm hinterlässt also nicht nur als zurückhaltende aber doch prägnante Führungsfigur eine große Lücke – sondern vor allem sportlich.