Papst Franziskus hält das Schlagen von Kindern für in Ordnung. Diesmal hat er es mit der lockeren Rede übertrieben.

Rom - „Ein bisschen schlagen?“ Das geht schon! Mit seinem neuesten Bonmot hat Franziskus’ Image als moderner Papst einen Kratzer bekommen. Das Thema Gewalt gegen Kinder ist zu sensibel für eine locker-flapsige Anekdote. Dabei geht es diesmal nicht um den sexuellen Missbrauch in katholischen Einrichtungen, sondern um Schläge als Erziehungsmaßnahme. Die Familie ist eines der päpstlichen Lieblingsthemen. Jorge Mario Bergoglio geht richtig auf in der Rolle des liebenswerten „Opa Franziskus“. Die Kinder mögen ihn dafür, dass er immer so nett lächelt und gut drauf ist. Und wie es sich um einen guten „Opa“ gehört, muss er auch mal sagen: Die Kindheit ist nicht immer ein Ponyhof, Zucht und Ordnung müssen sein. Und manchmal eben auch ein bisschen Hauen.

Ungeschickt geplappert oder bewusste Provokation?

Kein Zweifel: Auch das ist Franziskus, wie er leibt und lebt. War es ungeschickt von ihm, so daher zu plappern? Oder wollte er bewusst provozieren? Wie auch immer. Was Franziskus für eine durchaus berechtigte Erziehungsmethode hält, lässt tief blicken – in die päpstliche Seele genauso wie in seine eigene Kindheit. Mag sein, dass der kleine Jorge Mario auch manche Tracht Prügel hat einstecken müssen. Oder als junger Ordensmann in der Novizenausbildung eins übergebraten bekam. Der 78-Jährige wuchs in einer Zeit auf, in das Schlagen von Kindern normal und gesetzlich erlaubt war.

Die eigene Kindheit, sagen Entwicklungspsychologen, sei für das ganze Leben prägend. Im Guten wie im Schlechten. Das Schlagen gehört definitiv zum Schlechten. Ganz egal, ob das früher fast alle Eltern so machten und viele heute noch machen. Es gibt Prinzipien, die sind ewig und immer gültig, auch wenn die Menschheit in ihrer Geschichte die meiste Zeit dagegen verstoßen hat – und sie weiterhin verletzt. Der Satz: „Die Würde eines jeden Kindes ist unantastbar!“ steht an erster Stelle.

Ein zu sensibles Thema für lockere Sprüche

Das Thema Gewalt gegen Kinder - ob es sich nun um einen Klaps oder eine Ohrfeige handelt - ist zu sensibel, um es für einen lockeren Spruch zu verwenden. Gerade in der katholischen Kirche, die seit Jahren gegen schwerste Missbrauchsvorwürfe zu kämpfen hat, sind flapsige Bemerkungen völlig fehl am Platze. Vielleicht ist Franziskus auch gar nicht so reformerisch und fortschrittlich, wie die meisten denken – oder es sich erhoffen.

Die katholische Kirche sieht sich gerne als einzig wahre globale Verteidigerin ewiger und unveränderlicher Werte. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit gehört definitiv dazu. Artikel 1 des Grundgesetzes beginnt mit den Worten: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Für die Erziehenden bedeutet dies: Die Würde des Kindes ist ohne Ausnahme und in jeder Situation unantastbar. Schlagfreudige, gläubige Eltern könnten sich durch die päpstliche Anekdote gar ermutigt fühlen. Strafe muss schließlich sein, hört man immer wieder. Und wer sollte dafür sorgen, dass es „gerecht“ zuhause zugeht, wenn nicht der „Pater familias“ – der Familienvater. Natürlich mit Anstand und Würde.

Never! Nada! Null!

Ein Klaps mit der Hand? Oder vielleicht etwas mehr? Der Papst geht mit bei seiner „Erziehungshilfe“ zum Glück nicht ins Detail. Es war ja auch nur eine von Franziskus’ viel zitierten Anekdoten. Spruch hin, Spruch her: Schläge im Namen Gottes oder von sonst wem gehen gar nicht. Never! Nada! Null!