An dieses Bild muss man sich erst gewöhnen: Das Olympiastadion in Peking als Ort der Winterspiele Foto: dpa

Das IOC setzt auf Reformen – die Wahl Pekings zum Austragungsort der Winterspiele 2022 dämmt den Gigantismus allerdings nicht ein. Für die Zukunft gilt daher mehr denn je: Den Ankündigungen müssen auch Taten folgen.

Stuttgart - Graubünden wäre schön gewesen, Stockholm auch, Oslo sowieso, und wer in Deutschland die olympische Idee für eine gute hält, hätte sich besonders über München als Austragungsort der Winterspiele 2022 gefreut. Die finden nun aber anderswo statt: in Peking. Ja, genau: In Peking, wo 2008 bereits Sommerspiele stattfanden.

In China, wo Menschenrechtsverletzungen und eine eingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit schon 2008 kritisiert wurden. In Asien, wo dann nach Pyeongchang (2018) und Tokio (2020) zum dritten Mal hintereinander Olympia zu Gast sein wird. Die Frage, die sich viele nun stellen, lautet daher: Musste das sein?

Es musste nicht, andererseits war die Wahl eher eine Qual, da im kasachischen Almaty nur ein Gegner parat stand, der in gesellschaftlichen Fragen kaum bessere Antworten liefern kann als Peking. Die Wahl der chinesischen Hauptstadt ist mit Blick auf den fortgeführten Gigantismus zwar fragwürdig, aber nicht das wahre Übel.

Vielmehr, dass sich aus ökologischen und ökonomischen Gründen keine traditionsreichen Wintersportregionen mehr fanden, die gegen Almaty und Peking ins Rennen gehen wollten. Das IOC ist mit seiner Agenda 2020 – weniger Protz, mehr Nachhaltigkeit, Achtung gesellschaftlicher Werte – mehr denn je in der Pflicht zu beweisen, dass Ankündigungen auch Taten folgen. Das gilt für die Überwachung der olympischen Werte in Peking ebenso wie für künftige Vergaben. 2017 wird über den Gastgeber für die Sommerspiele 2024 entschieden. Dann können unter anderem Hamburg und Paris beweisen, dass Olympia trotz aller Kritik noch seine Berechtigung hat – und dem IOC eine echte Wahl im Sinne des Reformprozesses lassen.