Nokias Kartendienst Here wird in vielen Navis eingesetzt Foto: Here

Mit dem gemeinsamen Kauf des Kartenanbieters Here verbünden sich die deutschen Oberklassehersteller. Ihre gemeinsamen Konkurrenten heißen Apple und Google, meint StN-Wirtschaftsredakteur Klaus Köster.

Stuttgart - „Wir wollen bis 2020 die Nummer eins unter den Premiumherstellern werden“, erklärt Daimler-Chef Dieter Zetsche immer wieder. Wir auch, kontert sein Audi-Rivale Rupert Stadler. BMW wiederum zeigt keinerlei Bereitschaft, den Platz an der Spitze freiwillig zu räumen, dem sich Daimler nun nähert. Unter Deutschlands Oberklasseherstellern herrscht also ein harter Wettbewerb, und das kann den Kunden am Ende nur nützen. Umso irritierender erscheint es zumindest auf den ersten Blick, dass sich alle drei nun zusammengetan haben, um Nokia den Kartendienst Here abzukaufen.

Würde es um Fensterkurbeln gehen, könnte man darüber ja noch hinwegsehen – doch hoch präzises Kartenmaterial, wie es von Here stammt, ist eine der Schlüsselkomponenten für das Auto von morgen. Schon in wenigen Jahren werden die ersten Autos ohne Fahrer ihre Spur über Autobahnen ziehen; in den Jahren darauf werden dann Landstraßen und Ortschaften folgen. Ohne präzises und hoch aktuelles Kartenmaterial finden sich die Autos aber nicht zurecht. Es verleiht den digitalen Fahrer gewissermaßen seine Sehschärfe.

Doch es ist keineswegs so, dass die drei Hersteller nun beschlossen hätten, mit dem Wettbewerb aufzuhören und künftig gemeinsame Sache zu machen. Eher ist das Gegenteil der Fall – sie stellen sich dem Wettbewerb ganz entschlossen. Doch beim autonomen Fahren sitzen die Rivalen heute nicht mehr nur in Stuttgart, München und Ingolstadt, sondern in Cupertino und Mountain View, wo Apple und Google ihren Sitz haben. Vor allem Apple hat mit iPhone und iPad gezeigt, dass man in der Lage ist, ganz neue Märkte zu erschaffen, an die vorher niemand gedacht hatte. Deshalb wachen gerade die Oberklassehersteller mit Argusaugen darüber, dass das Auto nicht der nächste Markt ist, den die Digitalkonzerne aus dem Silicon Valley für sich vereinnahmen – und sichern sich den Zugriff auf eine Schlüsseltechnologie, die es den Konkurrenten schwerer macht, an Daten von Autos und Insassen zu gelangen – mit denen sich womöglich bald bessere Geschäfte machen lassen als mit dem Autoverkauft selbst.

Für Wettbewerb unter den deutschen Herstellern ist trotz dieser Zusammenarbeit noch reichlich Platz. Denn die Karten sind nur ein – wenn auch wichtiges – Mittel zum Zweck, das selbstfahrende Auto und eine Reihe von Fahrer-Assistenzsystemen voranzubringen. Was die einzelnen Hersteller daraus machen, ist ihre Sache. Insofern bleibt der Wettbewerb hart – und wird künftig eher auf einem noch höheren technischen Niveau geführt.

.