Bei der Endkontrolle überprüft ein Mitarbeiter des Automobilzulieferers Mahle Kolben für die Lkw-Motorenmontage Foto: dpa

Mahle geht fleißig auf Einkaufstour, doch die Mitarbeiter sollen bluten. Statt Standorte gegeneinander auszu­spielen, wäre es ratsamer, ­die Belegschaft ins Boot zu holen, kommentiert Wirtschaftsredakteurin Imelda Flaig.

Stuttgart - Mit dem Kauf der Klimatechnik-Sparte des US-Wettbewerbers Delphi hat Mahle zweifellos einen Coup gelandet. Für den scheidenden Chef ist das ein toller Abgang. Der Kauf verschafft dem Unternehmen im zukunftsträchtigen Feld der Motorkühlung und Klimatisierung weitere Marktanteile. Dass dieser Zukauf in der Belegschaft dennoch für gemischte Gefühle sorgt, ist verständlich. Sie fürchtet, dass ihr die Kosten aufgebürdet werden. 

Seit Wochen ringen Mahle-Management und Betriebsrat um massive Kosteneinsparungen an deutschen Standorten. Bislang ohne Ergebnis. Mahle-Forderungen wie die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich und damit eine Unterschreitung des geltenden Tarifvertrags, haben die Mitarbeiter mächtig vergrätzt. Während diese hierzulande massive Einsparungen schultern sollen, gibt Mahle immer wieder Geld für millionenschwere Zukäufe aus.   

Dass es Jobsicherung nicht zum Nulltarif gibt, liegt auf der Hand. Ebenso, dass der Zulieferer auf den steigenden Kostendruck und unprofitable Standorte reagieren muss. Brachiale Sparforderungen sind aber das falsche Signal. Vielmehr sind neue Produkte gefragt, vor allem auch solche, die nicht mehr nur am Verbrennungsmotor hängen. Jobabbau und Einsparung von Personalkosten taugen nicht als Zukunftskonzept.

Mit dem jüngsten Übernahmecoup  kauft sich Mahle weiteres Know-how zu, schluckt aber auch einen Brocken, der erst einmal verdaut werden muss. Der Autozulieferer steht am Scheideweg. Zukäufe sind die eine Sache, doch nun muss auch in bestehenden Werken umgesteuert werden. Besser wäre es, Mitarbeiter ins Boot zu holen, auf ihre Flexibilität und Kreativität zu setzen, statt Standorte gegeneinander auszuspielen.