Der künftige LBBW-Chef Rainer Neske Foto: dpa

Hans-Jörg Vetter hat die LBBW aus der Krise geführt. Doch auch auf seinen Nachfolger Rainer Neske wartet ein harter Job, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - Nicht jede Niederlage ist ein Schaden für denjenigen, der sie erleidet. Manchmal zwingt sie den Betreffenden auch zu Entscheidungen, die er sonst vielleicht nie getroffen hätte. Für Rainer Neske, den künftigen Chef der Landesbank, endete eine glanzvolle Karriere bei der Deutschen Bank mit einer bitteren Niederlage. Weil die Bank sich weitgehend aus dem Privatkundengeschäft zurückzog, wurde sein Ressort radikal zusammengestutzt. Am Ende trat er zurück und wurde von den Aktionären gefeiert. Nun bietet sich ihm in Stuttgart eine neue Perspektive.

Allerdings ist eine Landesbank nicht dazu da, bedauernswerten Topmanagern neue Perspektiven zu bieten. Doch die Chancen stehen gut, dass sich hier zwei Ziele recht gut verbinden lassen. Denn der Grund, aus dem die Deutsche Bank ihn fallen ließ, ist für die LBBW ein guter Grund, ihn zu engagieren. Neske steht für das solide Geschäft mit Privat- und Firmenkunden, das in den Frankfurter Zwillingstürmen keine Lobby mehr hatte, bei der LBBW aber erwünscht ist. Mit seinem Abgang hat er bewiesen, dass er lieber einen lukrativen Posten aufgibt, als beim Abschied von einer grundsoliden Geschäftsbasis mitzumachen. Er hat somit gute Chancen, als Mister LBBW zum Gesicht der Landesbank zu werden.

Doch ein Selbstläufer wird seine Amtszeit nicht, denn ausgerechnet das Kerngeschäft der Banken, die Hereinnahme und das gewinnträchtige Verleihen von Geld, verliert durch die sich eher noch verschärfende Niedrigzinspolitik seine Basis. Erst vor kurzem entschloss sich die LBBW zu einem Kahlschlag bei den Filialen, um Fixkosten zu sparen. Doch das ist noch keine Strategie. Ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das zugleich solide ist und auskömmliche Gewinne abwirft – das ist die Herkulesaufgabe, an deren Bewältigung Neske sich messen lassen muss.