Vorglühen erzeugt Müll. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Bewohner der Innenstadt beschweren sich über die Hinterlassenschaften der Party-Gäste aus Müll und Urin. Die Diskussion darf nicht zulasten einer lebendigen Club- und Gastroszene geführt werden.

Stuttgart - Es ist ein Thema, das Veronika Kienzle und mit ihr viele andere Bewohner der Innenstadt schon lange umtreibt: die Partygäste in der Landeshauptstadt und deren Hinterlassenschaften aus Müll und Urin. Moniert wird von Kienzle dabei in erster Linie das fragwürdige Verhalten der Besucher aus dem Umland.

Es stimmt: Die Gäste von außerhalb strömen zahlreicher in die Landeshauptstadt als noch vor zehn Jahren. Waren früher die Clubs eher außerhalb der Innenstadtgrenzen angesiedelt, ist inzwischen die Theodor-Heuss-Straße Stuttgarts größte Partymeile, an der erfahrungsgemäß Feiernde aus dem Umland anzutreffen sind. Das ist an den vorbeibrausenden Doppelkennzeichen abzulesen – genaue Erhebungen dazu gibt es aber nicht. Und ob der liegen gebliebene Müll an einem Sonntagmorgen von einem Reutlinger stammt oder von einem Westler ist ebenfalls nicht nachprüfbar.

Es tut sich was in der Stadt – und das schon lange

Der Auswärtige als Sündenbock eignet sich nicht. Trotzdem muss dem Problem entgegengewirkt werden, mit Maßnahmen wie etwa den geforderten Toilettenanlagen in der Stadt, einer größeren Anzahl an Mülleimern oder einer Sensibilisierung der Partygäste. Darüber würden sich auch die Besucher des Weindorfs oder der Geschäfte entlang der Königstraße freuen, die am erhöhten Müllaufkommen nicht ganz unbeteiligt sind.

Die Diskussion darf nicht zulasten einer vielfältigen Club- und Gastroszene geführt werden, die für ein frischeres Image Stuttgarts gesorgt hat. Auch wenn manche das Gegenteil behaupten und beleidigt nach Berlin ziehen: Wer am Wochenende feiern möchte, hat die Qual der Wahl aus Clubs, Bars und einem bunten Programm aus Kultur in Off-Locations. Es tut sich was in der Stadt – und das schon lange. So belebt wie heute war die Stadt wohl noch nie. Und das ist ein großes Glück. Wer das nicht glaubt, sollte an einem schönen Sommerabend sein Glas Wein am belebten Hans-im-Glück-Brunnen zu sich nehmen. Wer Großstadt haben möchte, muss mit allen Vor- und Nachteilen der Großstadt zurechtkommen – oder in die Region ziehen.

ina.schaefer@stzn.de