Viele Kassen haben 2015 mit einem Defizit abgeschlossen. Foto: dpa

Die Gesetzliche Krankenversicherung hat 2015 mit einem Mini-Defizit abgeschlossen. Die großen Herausforderungen kommen erst noch.

Stuttgart - Das Milliardendefizit, das die Gesetzliche Krankenversicherung 2015 eingefahren hat, dürfte die meisten Beitragszahler kaum überraschen. Stünden die Krankenkassen glänzend da, hätten sie zu Jahresbeginn schließlich nicht auf breiter Front ihre Zusatzbeiträge erhöhen müssen. Dennoch besteht aktuell gar kein Grund zur Schwarzmalerei. Die GKV sitzt immer noch auf einem satten Finanzpolster von gut 24 Milliarden Euro. 14,5 Milliarden haben die Kassen auf der hohen Kante, der Rest liegt im Gesundheitsfonds. Ein Defizit von 1,14 Milliarden ist da relativ zu sehen.

Noch ist die Krankenversicherung demnach einigermaßen im Gleichgewicht. Nicht zuletzt deshalb, weil das anhaltende Jobwunder viel frisches Geld ins Solidarsystem spült. Das arbeitet übrigens nach dem bisweilen heftig gescholtenen Umlageverfahren – was eingezahlt wird, geht gleich wieder raus. Die Private Krankenversicherung (PKV) dagegen, welche die Prämien der Versicherten durch Erträge aus den Altersrückstellungen subventioniert, gerät durch die Niedrigzinspolitik in arge Bedrängnis. Einzelne Versicherer haben zuletzt zweistellig erhöhen müssen.

Mittelfristig dürfte aber auch die GKV in schwereres Fahrwasser geraten, dürften die Zusatzbeiträge kräftig steigen. Die Große Koalition hat teure Reformen auf den Weg gebracht, allen voran die saft- und kraftlose Klinikreform. Auch die Flüchtlingskrise wird für zusätzliche Ausgaben sorgen. Es sei denn, Finanzminister Schäuble betrachtet die Versorgung der Neuankömmlinge als gesamtstaatliche Aufgabe und erhöht den Bundeszuschuss an die GKV entsprechend. Und natürlich ist da auch noch der medizinische Fortschritt, der finanziert sein will. Deshalb: Günstiger wird’s nicht werden.

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