Den Begriff „Kinderpornografie“ will Hauptkommissar Achim Traichel durch „Pädokriminalität“ ersetzt wissen. Foto: dpa

„Kinderpornografie“ sei ein verharmlosender Begriff für unendliches Leid – sagt ein Ermittler. Recht hat er, findet unser Reporter Franz Feyder in seinem Kommentar.

Stuttgart - Kinderpornografie, sagt Achim Traichel, ist ein sehr verharmlosendes Wort. Wie wahr! Der Kriminalhauptkommissar des baden-württembergischen Landeskriminalamtes kennt das unbeschreibliche Grauen, das sich hinter dem nüchternen, ja technokratisch kalten Begriff „Kinderpornografie“ verbirgt: Bilder von Kindern und Säuglingen, die vor laufender Kamera geschändet werden. Er hört die Schreie, die durchs Internet schallen. Und er weiß, dass viele Kinder ihr ganzes Leben an den Folgen dieser Vergewaltigungen leiden – einige sterben sogar daran.

Begrüßenswert ist: Juristisch hat der Bundestag im November unter dem Eindruck der „Edathy-Affäre“ nachgerüstet. Bilder nackter Kinder dürfen nicht mehr verkauft, getauscht, verschenkt werden. Genau die Bilder und Filme, die Ermittler auf Rechnern des früheren SPD-Bundestagsabgeordneten fanden. Dass sich aber über das bloße Verändern von Rechtsnormen hinaus auch in unserer Gesellschaft etwas verändern muss, das mahnt mit Achim Traichel ein Polizist an, der zusammen mit seinen Kollegen täglich das Grauen auswertet, das erwachsene Männer wehrlosen Kindern antun.

Der Hauptkommissar empfiehlt, den verharmlosenden Begriff „Kinderpornografie“ aus Gedanken und Diskussionen zu streichen. Von „Pädokriminellen“ will der Kriminale sprechen – und er trifft damit den Kern dessen, was weltweit vor laufenden Kameras mit Kindern und Säuglingen passiert: unfassbare, unbeschreibliche Verbrechen. Da sind keine Pornodarsteller am Werk, sondern oft hemmungslose, auf alle Fälle jede Grenze überschreitende Kriminelle. Erst wer sich dessen bewusst ist, kann das tun, was vornehmste Aufgabe eines jedes Erwachsenen sein sollte: Kinder bedingungslos zu schützen.